Landschaftsduft     Die warme Luft roch nach der aufgeworfenen Erdkrume, doch sie roch auch nach einem feineren Duft als diesem - sie trug den Duft, der über die Feuchtwiesen von Dickichten, Gehölzen, Weidengebüschen, hohen Hügelzügen, Hohlwegen, einsamen Bachläufen, versteckten Talmulden, schmalen Haselpfaden und moosigen Lichtungen in alten Wäldern hergeflogen kam— der Duft der Grafschaft Somerset selbst! Nur an bestimmten Tagen, Tagen unter einmaligen Wind- und Wetterbedingungen, wird aus dem Erdreich eines besonderen Distrikts dessen eigener, eigenartiger Geruch hervorgerufen. Und dieser 1. Mai war ganz bestimmt ein solch besonderer Tag. Wäre irgendein Reisender an diesem Tag nach Glastonbury zurückgekehrt, hatte er augenblicklich gemerkt, daß es einer dieser Tage war, an dem der Geist jenes Landstrichs sich in einem seltenen, einmaligen Duft niederschlägt. Und woraus besteht dieses luftreisende Geheimnis? Hauptsächlich aus dem Geruch der Primeln! Verschieden von allen anderen Düften auf der Welt, hat der Geruch der Primeln eine Süße, die schwach und zittrig ist und doch eine Art schmerzliche Eindringlichkeit besitzt. In dieser Blume, ihren weichen Blütenblättern, ihren kühlen, runzligen Blättern, ihrem rosigen Stengel, der bei jeder Berührung bricht, existiert etwas, was ihr ganzes Selbst in den Duft, den es in die Luft verströmt, gießen zu können scheint. Andere Blumen haben wohlriechende Blütenblätter. Die Primel hat etwas mehr als das. Die Primel wirft ihr ganzes Leben in diese Duftessenz ihrer selbst, die durch die Luft reist.  - (cowp)
 

Landschaft Duft

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

 

VB

 

Synonyme