ohlenkeller [Bombeneinschlag und GV] Seit 2 Wochen kannte Gerd Kramer das, was als »höchste Lust« bekannt war. Er hätte es nicht so klar identifiziert, wenn nicht aus dem Gerede der Erwachsenen, insbesondere aus Stocken, Pausen, Zurückhaltung von Information, Hinweise dagewesen wären, daß diese höchste Einstufung irgendwo vermutet werden mußte. Durch Zufall verklemmte sich beim Probieren sein Philippche (Jargon der Mutter. Philippche = Vielliebchen = Jungmänner-Glied in den Augen oder Waschhänden der Mutter) zwischen den Gliedern seiner Kusine Gisela.
Heute gehen Kusine G. und er schon bei Voralarm in den Keller. Der Volltreffer
in den Vorderteil des Kellers, der das heimliche Paar erschlagen hätte, wären
sie nicht wegen der Gefahr, die von den die Kellertreppe heruntertrampelnden
Erwachsenen drohte, in den Kohlenkeller ausgewichen (so hatten sie Zeit, die
Kleidungsstücke anzuwerfen, zurechtzurücken usf.), verwirrte dann die Einstufung
des »höchsten Gefühls« für Kramers ganzes Weiterleben: Gemessen an »gar nichts«,
z.B. Tauben zugucken, eine Regenpfütze betrachten, Stöckchen ins Wasser werfen
usf., schien es das »höchste Gefühl«, gemessen am Eindruck der Sprengbombe -
eine »piesackende Empfindung«, die sich nicht
rasch genug auf die neue Lage einstellt. -
(klu)
Kohlenkeller (2) Blut besitzt kein Aroma.
Den Keller erfüllte der Geruch von Kohlenstaub, der Dunst menschlichen Schweißes,
und hinter einem der Kohlenverschläge neben der Heizung roch es sogar nach Urin,
aber Detektiv Steve Carella bemerkte keinen Blutgeruch. Die Polizeifotografen
machten ihre Aufnahmen, und der stellvertretende Medical Examiner erklärte den
Mann für tot und wartete darauf, daß die Jungs vom Labor seine Lage auf dem
Boden mit Kreidestrichen nachzeichneten, bevor sie ihn zur Autopsie ins Leichenschauhaus
transportierten, obwohl es kaum einer Autopsie bedarf, wenn einem eine Ast
im Kopf steckt. - Ed McBain: Die Axt - Puppe - Vor 80 Millionen Augen.
Berlin Frankfurt/M. Wien 1980