nochen, toter   Als sie eben schlafen gehen wollten, stieß der Prinz einen lauten Schrei aus und fiel auf das Bett nieder. Die Frau umarmte ihn zärtlich und fragte, was er habe. Der Prinz aber brachte vor Schmerzen kein Wort heraus.

Der Alte antwortete statt seiner: „Mein Herr leidet zuweilen an Herzkrämpfen. Ein berühmter Arzt hat ihm ein seltsames Rezept geschrieben. Man muß ihm das Hirn eines lebenden Menschen mit Wein vermischt zu trinken geben, dann wird es besser. Früher einmal, als die Krankheit ausbrach, da hat der König von Tschu einen Verbrecher hinrichten lassen und aus dessen Hirn die Medizin bereitet. Aber können wir hier ein Menschenhirn bekommen? Es ist aus mit meinem Herrn! Was tun? Was tun?"

Die Frau erwiderte: „Tuts auch das Hirn eines Toten ?"

"Wenn er noch nicht länger als fünf Wochen gestorben ist",  sagte der Alte, „kann mans noch brauchen."

"Mein Mann ist noch keine vierzehn Tage tot", erwiderte die Frau. „Wie wäre, wenn wir den Sarg aufschlügen und es holten?"

„Ich fürchte nur, Ihr bringts nicht über Euch", erwiderte der Alte.

„Ich liebe den Prinzen so sehr, daß ich mein Leben für ihn gebe," sprach die Frau, „was sollt ich diesen toten Knochen schonen!"

Dann trug sie dem Alten auf, doch ja recht besorgt zu sein für den Prinzen. Sie selber aber nahm ein Beil zur Hand und ging ins Hinterhaus. Dann stellte sie die Lampe neben sich, faßte das Beil mit beiden Händen und schlug mit aller Kraft den Sargdeckel entzwei. Als der Sarg offen war, hörte sie, wie Dschuang Dsï einen langen Seufzer ausstieß, dann streckte er sich und richtete sich auf. Die Frau verließen vor Schrecken die Kräfte. Sie fiel zu Boden, und das Beil lag neben ihr. Dschuang Dsï aber ging hinüber ins Gartenhaus.  - (chm)

 

Knochen

 

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