ladderadatsch Wir,
in unserem Verhältnis zu den Menschen, wollen so kultiviert wie möglich sein,
höher und reif, wir benützen daher eine reife Sprache und sagen zum Beispiel
Schönheit, Güte, Wahrheit. Doch in unserer intimen, privaten Wirklichkeit empfinden
wir uns als Unzulänglichkeit, Unreife, also unterliegen
diese stolzen Ideale in uns einem Kladderadatsch, und wir erschaffen uns eine
private Mythologie, die grundsätzlich ebenfalls eine Kultur sein wird, aber
eine geringere, schlechtere Kultur, eine auf das Niveau unserer Unzulänglichkeit
zurückgeführte. Diese Welt ist erschaffen aus den Abfällen
unseres offiziellen Banketts; als säßen wir mit bei Tisch und gleichzeitig unter
dem Tisch. -
Witold Gombrowicz, Eine Art Testament. Gespräche und Aufsätze. Frankfurt am Main
2006 (Fischer Tb. 16758, zuerst 1968)
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