lack   »Gebt acht!« haucht die Blinde, »jetzt sind sie ganz nahe...«

Sie hören nichts.

Doch: ein Brüllen. Doch: ein Wiehern. In den Ställen wacht es auf. Die Enten schnattern aufgeregt durch die Nacht, als näherte sich ein Fuchs oder ein Wiesel... und die Hennen glucksen ohne Unterlaß, wie wenn der Adler über ihnen kreist... Die Schafe blöken in kläglichen Jammertönen ... Furcht herrscht unter den Tieren. Und Floflo bleibt stehen, knurrt -

Frau Arquedouve flüstert mit erhobenem Finger:

»Die Tiere wissen's. Auch sie hören etwas.«

Einen Augenblick bleibt alles still. Und endlich hören alle, wie sich aus der Tiefe dieser Stille das Surren löst.

Es ist, als hörte man eine große Fliege kommen, oder besser: einen Nachtfalter.

Ja, es ist wie das Flügelsurren eines großen Nachtfalters, wenn er mit langem Rüssel saugend über einer Blüte hängt... ein kräftiges und zugleich sanftes Schwirren, durchdringend und zugleich sehr leise, wunderlich düster in der Tat, herzbeklemmend wie die Drehungen der Welle in einem Schraubendampfer.

Überdies beginnen die Fensterscheiben zu zittern.

Sie flüstern:

»Es kommt von oben ...« - »Nein!« - »Es kommt vom Sumpf.« — »Von Artemare!« — »Von Culoz!«

»Berg -!« keucht die Großmutter.

Frau Le Tellier, eine Hand auf der klopfenden Brust, stößt kaum hörbar hervor:

»Sie sind noch sehr weit, Mama, glaubst du —«

Aber sie hat den Satz noch nicht beendet, da erzittert draußen das Laub in einem leichten, unerklärlichen Windhauch; die Blätter rauschen, und plötzlich dröhnt ein ohrenbetäubendes »Klack«.

Alles fährt zusammen bei diesem scharfen, trockenen Schmettern draußen, sicherlich nicht weit, niemand weiß wo — offenbar in der Luft...

Floflo bellt wie rasend.

»Hat es eingeschlagen?« fragt Frau Arquedouve.

»Nein«, antwortet Le Tellier, »es hat nicht geblitzt. Wir haben nichts gesehen.«  - Maurice Renard, Die blaue Gefahr. Frankfurt am Main 1989 (st 1596, Phantastische Bibliothek 225, zuerst 1911)

Klack (2) Aus der Yankee-Limousine stiegen zwei große Männer um die Vierzig mit zweifarbigen Köpfen, grau und blond, und entsprechenden Anzügen. Einer von ihnen begrüßte Fresnedo, blieb an seiner Seite und beobachtete den Aufmarsch, den sein Kollege befehligte. Jener war ein wirklicher Befehlshaber. Ohne Fresnedo auch nur eines Blickes zu würdigen, wartete er, bis die Autos ihre acht Insassen ausgespuckt hatten und diese ruhig neben der Wagentür standen, der sie entstiegen waren. Nicht daß sie strammstanden, aber in ihren Körpern lag eine gewisse kontrollierte und verhaltene Spannung, ebenso in ihren Augen, die immer bemüht waren, in allen Himmelsrichtungen feindliche Indianerstämme aufzuspüren.
 Ein nicht zu verachtendes Detail war die Art und Weise, wie sie beim Verlassen der Autos die Wagentüren zugeschlagen hatten und dabei dieses spezielle Geräusch zu hören gewesen war, das nur entsteht, wenn die Türen amerikanischer Autos zugeschlagen werden. Es ist nicht bewiesen, daß die Abteilungen für Motivationsforschung und Planung der großen nordamerikanischen Automobilkonzerne speziell dieses Geräusch erforschen, das zu hören sein soll, wenn sich eine solide Wagentür eines nicht weniger soliden Wagens schließt. Aber dieses Geräusch ist einer der entscheidenden Angelpunkte des Systems, denn dieses Klack umfaßt mehr und vielfältigere Bedeutungen als das vieldeutigste Wort. Dieses Klack bedeutet: Dies ist mein Klack, es schließt meinen Wagen, mein Wagen bin ich, mein Auto ist das beste der Welt, es hat mich hierhergebracht und wird nur mit mir wieder wegfahren. Die ganze Kombination wunderbarer Abhängigkeiten und Einzigartigkeiten war der Leistungsfähigkeit einer Industrie zu verdanken, die in der Lage war, ein Klack zu erzielen, das ebenso ansprechend und symbolträchtig war wie eine Hymne.  - Manuel Vázquez Montalbán, Wenn Tote baden. München 2003
 
 

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