Kaffeehaustisch   Mytilla Mitil, die den Einkratzungen und Eintintungen in Cafétischchen viel Aufmerksamkeit widmet — vielleicht aus ihrer grundsätzlichen Wachheit, vielleicht auch auf ihrer Suche nach Menschen —, findet in einem nahegelegenen Landcafé tintenstiftviolett den 1968 berlingängigen Slogan

Wer zweimal mit derselben pennt,
gehört schon zum Establishment.

Hat ein springermüder Student sein Spreewasser in die Donau geleitet? Hat einfach ein ehemüder Fernfahrer wunschgeträumt? Wer immer es war, sein Schuß Pulver traf, statt die, die keinen wert sind, eine, die besseres verdient hätte. Nun ist Mytilla Mitil verwundet. „Warum", denkt sie, „soll, wenn wir nach 30 Jahren Nachlaufens einander finden, Encore Edibelbek nur ein einziges Mal mit mir schlafen? Er findet eine Mytilla Mitil pro Jahr dreißig und Erde nur einmal. Und mir wieder bedeuten Caro Coenluir, Chemiekaufmann J., Alphard Mutz, Andreas Okopenko, Zero Zobiak und all die anderen restlichen Männer nichts. (Die Millionen anderer Handschriften sind kein Musil, die Millionen anderer Bilder sind kein Van Gogh, die Millionen Gesichter nicht das Gesicht der gestorbenen Mutter.)

Wenn Encore und ich einander satthaben, werden wir einander nicht halten. Daß wir kein Besitz sind, so schlau sind wir selber. Auf Verträge werden wir nicht pochen, die Nachrede der Nachbarn wird uns nicht kümmern. Aber einem politischen Up-to-date zuliebe das Lied nach dem ersten Takt tothusten? Aus lauter Freiheit etwas tun, was wir beide nicht wollen? Verlautbarung: Alle Wachauer müssen nach Afrika reisen, um zu demonstrieren, daß sie Freizügigkeit lieben.

Ihr mit euerm Slogan. Formaljuristen, Puppenspielregler, Vaginalpolitiker. Theoretiker, denens aus den Ohren staubt. Zyniker, die sich einen Menschen nicht vorstellen können, mit dem mans länger als einen Ficklang aushält. - (oko)

Kaffeehaus

 

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