erzensbrecher  Der dicke Direktor war sehr verliebt in die Herzspezialistin, denn er betrachtete die unverhoffte Eroberung und das Leben mit ihr als den Höhepunkt seiner Karriere als Herzensbrecher. Um so mehr, als das ganze wirtschaftlich hochentwickelte Städtchen davon sprach und sein Ruhm als Herzensbrecher von Mund zu Mund flog. Sie war wirklich eine attraktive, große, schlanke Frau, hatte einen auffallenden Busen und ein auch in den Konturen klar gezeichnetes Gesicht. Sie hatte einen Pagenkopf, wie man gemeinhin sagt, mit einem kleinen Pony vorne, und sie war übrigens auch gut angezogen, gebildet, und wurde von allen bewundert und von vielen umworben, wie ich schon sagte. Sie sprach mit umflorter Stimme, was sehr verführerisch klingt, wenn die Stimme in leisen Tönen schwingt, aber sich sofort schrill anhört, sobald sie aus schlechter Laune lauter wird. Und das ging offenbar ihrem Gefährten auf die Nerven, vor allem, wenn sie ihm Vorwürfe machte, wegen seiner Unordnung im Haus, seiner Schlamperei im Bad, wo er unter anderem nie die Strippe zog, wie es sich gehört.

Er war nämlich sehr schlampig und unordentlich, sie sehr beschäftigt im Krankenhaus. Also sah ihrer beider Wohnung in den Augen der Ärztin fast immer schmutzig und nicht vorzeigbar aus. Daher ihr schrilles Gekreisch und sein Gegrunze, daher der Zank und der Groll, die dann alltäglich, ununterbrochen und unausweichlich wurden. Und von einem bestimmten Augenblick an bewarfen die beiden einander mit Tellern, Gabeln, Messern und Löffeln, außerdem setzte es Fausthiebe und Ohrfeigen, vor allem verpaßte sie die Herzspezialistin dem weichlichen, fetten Gefährten mit hängendem Schnurrbart, der sich trotzdem immer noch für einen großen Herzensbrecher hielt.

- Wie er später vielen Leuten gestand, hoffte er in der Nacht häufig, sie möge an einem plötzlichen Herzinfarkt sterben.   - Gianni Celati, Mit dem Paradies ist es vorbei. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001