Handwerkerblick

 

Der Handwerker mit dem kurzen Blick

Typisch für den Handwerker ist der kurze Blick. Das Auge schielt etwas. Der Blick richtet sich auf das Naheliegende, und der Geist wendet sich damit auch den naheliegenden Dingen des Berufs und der nächsten Umgebung zu. Der Gesichtskreis ist also eng, und die geistigen Interessen entsprechend begrenzt; sie gehen kaum über den Rahmen der eigenen handwerklichen Tätigkeit hinaus, und alles weitere, auch Politik und Religion, bleiben darin stecken. Dadurch erklärt sich, warum Menschen mit einem weiteren Gesichtskreis und höherliegenden Idealen unter dem Durchschnittstypus des Handwerkers so gut wie kein Verständnis finden.

Das Gewebe des Gesichts ist nicht so geistbelebt. Die Armmuskeln sind kräftig und stark angespannt, entsprechend betont ist auch die Form von Kinn und Unterkiefer. Die Lippen sind schmal und fest, um den Mund liegt ein strenger Zug, der sich der Nase und dem mittleren Gesieht mitteilt. Auch der Schnurrbart hängt streng herab; dieser Handwerksmann kann z.B. mit seinen Lehrlingen sehr hart verfahren. Die stete, meist einseitige Arm- und Handarbeit überreizt oft das Kleinhirn, und diese Menschen werden in der Folge leicht ausfällig in Worten, Gedanken und Taten. Selbstverständlich gibt es auch handarbeitende Menschen mit ganz anderer geistiger Entwicklung, aber so charakterisiert sich gar mancher Handwerksmann, und das Sprichwort "Schuster, bleib' bei deinem Leisten" entstammt natürlicher Beobachtung und Menschenkenntnis. Ähnliches illustriert auch die Kopfbedeckung, die wohl den engen und strengen Sinn und die fleißige Handarbeit ihres Trägers ahnen läßt, der aber nicht darüber hinaus kommt.

  - Physiognomik und Mimik. Analytische Geichtsausdruckstudien von und nach Carl Huter. Bearb. und Hg. Siegfried Kupfer. Schwaig bei Nürnberg 1964

 

Handwerker Blick

 

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