rau
in Klammern
Jetzt, im Jahre 1935, war Dona Carmen eine Frau von vierzig Jahren. Sie trug
noch immer die Mode und den Putz aus der Zeit, in der sie junges Mädchen gewesen
war. Sie war mager und hatte dünne krumme Beine. Das Haar trug sie in Fransen
in Augenhöhe gekämmt. Das übrige Haar war nach der Nazarenermode geschnitten,
umsäumte ihr Gesicht und bildete zwei schwarze Bögen, die von ihrem Kopf ausgingen,
wo sie ein Scheitel teilte, und bis auf die Mitte der Wangen reichten. Ihr Gesicht
und ihr ganzer Körper waren fein und mager, ihre Augen groß, schwarz und quollen
etwas vor. Und da die Arme, die ihre magere Büste umgaben, ebenfalls fein und
gebogen waren, sagte Dom Eusebio ›Dreckschleuder‹, das riesige Medaillon das
Dona Carmen an einer langen Silberkette am Halse trug, sei nur dazu da, den
Leuten klarzumachen, ob sie sich von vorn oder von hinten zeigte. Eusebio pflegte
hinzuzufügen: ›Diese ganze Frau besteht nur aus Klammern. Ihr Gesicht steht
in Klammern - wegen der Haarfrisur. Ihr Körper steht in Klammern, weil sie Arme
hat wie ein rachitischer Affe. Und da ihre Beinchen fein, haarig und halb nach
innen gebogen sind, steht sogar ihre 'Heißersehnte' in Klammern‹. - (stein)
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