Frau im Bett

 Bildnis einer Frau im Bett

Da sind meine Sachen
in der Ecke zum Trocknen:
der blaue Rock dort
und die graue Bluse dazu —

Ich habe den Kram satt!
Ziehn Sie die Decke weg
wenn Sie was von mir wollen
und sehn sich den Rest an
von meiner Garderobe —
daß ich mich nur nicht erkälte
mit nichts an!

Ich rühre keinen Finger
und Geld hab ich nicht.
Nichts zu machen, oder?
Was meinen Sie? -
und auch keinen Schmuck
(die verrückten Trottel)

Aber zwei Augen im Kopf
und ein glattes Gesicht
und hier! Sehn Sie mal!
Allerhand dran!

Blut und Köpfchen,
bitte sehr -
ich heiße Robitza!
Ich pfeif
auf Korsetts
und auf Schlüpfer -
Hab ich nicht nötig!

Meine zwei Buben? -
die sind scharf!
Was zum Bemuttern
für reiche Damen -
Schule schwänzen sie
na
die landen im Dreck -
meinetwegen!

War schließlich unbewohnt
die Bude!
Ich brauch ein Dach,
also gehört sie mir.
Ich verhungre schon nicht
denn in der Bibel steht
sie müssen mich füttern.

Helfen Sie mir meinetwegen,
wenn Sie Ärger wollen
oder lassen Sie michi in Ruh,
dann hat der Ärger ein Ende.

Der Landarzt
ist ein verdammter Trottel
und Sie -
schern Sie sich zum Teufel!

Die Tür steht offen
seit Sie hier sind;
machen Sie sie von außen zu!
Ich bin müde.

- (wort)

Frau im Bett (2)   Die Frau im Bett war seltsam aufgehängt; den Oberkörper, Beine und Arme hoben seidig glänzende Netze in die Höhe. Die Gliedmaßen, die Brust und auch der Kopf waren in einen luftigen Verband aus perforierter rosa Gaze wie in eine Art Kokon gehüllt. Allein der untere Rumpf war nackt und ruhte, Gesäß und Schenkelansatz breitgedrückt, das Laken spannend und die Matratze dellend, gesund im Mittelfeld des Bettes. Ich stellte meine Tüte auf das Nachtkästlein; durch den Riß im Papier lugte der Stiel des Glücksküßchens hervor. Unsicher, wie es am besten zu besteigen sei, schlich ich zweimal, schließlich ein drittes Mal um das freistehende Bett herum. Die Tragnetze, die den oberen Teil des wuchtigen, gewiß recht schweren Leibes in der Schwebe hielten, waren mit Nylonschnüren, die über Rollen liefen, an einem Stahlgalgen befestigt. Sein Querrohr ragte vom Kopf- bis an das Fußende des Lagers. Die Liegende gab keinen Laut, ich hörte nur mein Tapsen, mein stockendes Geschnaufe und mein Murmeln. Voll Ungeduld warf ich mir vor, daß ich noch immer nicht ersah, wie man diese Konstruktion, ohne die Netze zu zerreißen, durchklettern könnte. Aber während sich so die Tat hinausschob, genoß ich auch wie eine Form von Vorfreude die innere Sammlung, die ich, das Lager zum fünften und zum sechsten Mal umkreisend, in mir wachsen fühlte. Fast schien ich mir vollendet konzentriert, kein einziger Gedanke brach mehr aus der Spur, kein Quentchen Energie würde der Durchführung des Geplanten verlorengehen. Schließlich verstand ich, welchen Kriechweg ich vom Kopfende des Bettes nehmen mußte, konnte mir ausmalen, wie ich zwischen den Nylonseilen in Vierfüßler-Stellung wenden würde, um mich in gute Position zu bringen. - Georg Klein, Barbar Rosa. Berlin 2001

Frau, liegende Bett


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