rama, eßbares Freund Meritarte, der im Menschen ein künstlerisch begabtes Tier sah, bemühte sich, eine Küchenkunst zu schaffen, die nicht allein den Appetit und den Gaumen befriedigte, sondern sich an den Geist wandte, so wie die anderen Künste es auch vermögen. Zwei Jahre ist es her, daß wir uns in dem kleinen, auf den Hof führenden Speisezimmer in der fünften Etage der Rue Nollet zu viert an dem bewegenden Schauspiel des ersten eßbaren Dramas labten.
Die Vorspeisen, bestehend aus Vire-Schlackwurst und sauren Heringfilets,
waren von einem unheilverkündenden Aussehen, das uns das Herz zusammenzog, während
es doch zugleich unseren Appetit anregte, und die trauervolle Linsensuppe, die
sodann erschien, war dazu angetan, uns in Unruhe darüber zu versetzen, wie dieses
merkwürdige Fest zu Ende gehen würde. Man befürchtete einen Theater-Coup. Er
fand statt in Form einer Ente nach Rouennaiser Art, deren blutige Fetzen, die
sich die schmatzenden Tischgenossen streitig machten, den dramatischen Effekt
erzielten, den man von ihnen erwartete. Und als unser Freund Meritarte nach
einem schauerlichen Salat Rachel, bestehend aus den gelbsten Kartoffeln und
den schwärzesten Trüffeln, unsere Seele mit entschlossener Miene durch die Detonation
einer ziemlichen Anzahl von Champagnerflaschen in Verwirrung gebracht hatte,
war die Ergriffenheit auf ihrem Höhepunkt. Und da es weder Käse noch irgendeine
andere Nachspeise gab, sondern nur ein bißchen lauwarmen Kaffee ohne Zucker,
so schieden wir in einem schwer zu beschreibenden Zustand des Unwohlseins, und
die Empfindungen, die uns dieses erste Küchendrama verursachte, werden aus unserer
Erinnerung niemals ausgelöscht werden. - Guillaume Apollinaire, Der gemordete Dichter. O.
O. 1985
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