rang   Madame Baoghal hat mich zum Tee eingeladen. Ich war furchtbar aufgeregt. Dreimal habe ich mein kleines Geschäft verrichtet, bevor ich weggegangen bin, und kaum saß ich in der Straßenbahn, wir waren in Höhe der Cuff Street, da verspürte ich schon wieder einen Drang. Mein Gott, mein Gott, was sollte ich bloß tun ? Das Herz schlug mir bis zum Hals, ich war in einer richtigen Panikstimmung. Ganz verschüchtert. Andere große Dichter würden dort sein mit ihren Damen, die mich eingehend betrachten würden, und junge Männer, die sich sicherlich mit mir verheiraten möchten, und unter ihnen bestimmt der junge Mann aus der Straßenbahn, der Irisch lernt wie ich. Und das Verlangen, mein kleines Geschäft zu verrichten, wurde immer größer, und dazu das Geschaukel der Straßenbahn, das meinen Drang nur noch verstärkte, so daß meine Blase fast platzte. Ich preßte die Zähne aufeinander, ohne die Zunge zu bewegen. Ich klammerte mich hinter meinen Knien an der Bank fest. Ich sah durch die Scheiben irgendwohin ins Leere, ohne mit dem Blick etwas erfassen zu wollen. Schon spürte ich Schweiß im Kreuz und unter den Armen. Es schien mir sogar, als perlten ein paar Tropfen zwischen meinen jungen Brüsten. Ich sagte mir, daß ich es aushaken könnte bis zu Madame Baoghal, natürlich wäre da noch die Treppe und es ist entsetzlich, Treppen steigen zu müssen, wenn einem so ein starker Drang zu schaffen macht, und außerdem selbstverständlich auch das erste, was ich mich der Gastgeberin nie zu sagen traute, wäre: »Wo sind denn hier die Toiletten?«, ich müßte also warten, bevor ich die Frage stellen, die Antwort erhalten und mich auf den ersehnten Ort begeben könnte. Zu meinen Eingeweidebedrängnissen kam also noch die Angst und siehe da, wer steigt an der Haltestelle Dame Street in die Straßenbahn ? Der junge Irlandisierer. Elektrische Schauer liefen mir um den Kopf, vom Kinn bis zu den Ohren, vom Nacken zum Hinterkopf. Und in meinem Bauche war mir, als hätte man eine Bettflasche mit warmem Wasser, ein tropisches Aquarium, einen Harntopf hineingepfropft. Ich habe beinahe geheult; es war nicht mehr zum Aushalten. - (sally)

Drang (2)   Die Geschworenen befanden ihn für schuldig. Befragt, ob er noch irgendwelche Erklärungen abzugeben wünsche, warum die Todesstrafe nicht an ihm vollstreckt werden sollte, sagte er:

»Jawohl, Euer Ehren. Ich bin nie ein gläubiger Mensch gewesen, aber in den letzten Stunden hier in diesem Gerichtssaal habe ich mich wieder an meinen Schulunterricht erinnert, und ich erkläre in aller Aufrichtigkeit, vor Ihnen und vor diesem Gericht, daß, wenn ich vor dem Höchsten Gericht, vor dem Richter der Richter stehe, ich von dieser Anklage freigesprochen werde. Irgendwo gibt es jemanden, der weiß, daß ich unschuldig vor Gericht stehe. Der Mord an dieser Frau war ein furchtbares Verbrechen, aber jetzt wird ein noch furchtbareres Verbrechen begangen, Euer Ehren, weil jemand, der von diesem Verbrechen weiß, mit ansieht, daß ich heute verurteilt werde wegen einer Tat, die ich nicht begangen  habe. Ich bin der festen Überzeugung, daß sich eines Tages meine Unschuld herausstellen wird, und der Tag wird kommen, da dieser Fall vor den Gerichtshöfen dieses Landes zitiert werden wird, um daran zu erinnern, was einem Mann passieren kann, wenn ein Fall von Personenverwechslung vorliegt. Ich werde dem, was vor mir liegt, mit der Tapferkeit und der Ruhe entgegentreten, die nur ein reines Gewissen verleihen kann. Das ist alles, was ich zu sagen haben, Euer Ehren.«

Rowland wurde zum Tod durch den Strang verurteilt.

Vier Wochen später legte ein Mann namens David John Ware, der zu jenem Zeitpunkt wegen Diebstahls im Gefängnis saß, das schriftliche Geständnis ab, er habe Olive Balchin umgebracht. Er wiederholte sein Geständnis noch zweimal. Das zuständige Revisionsgericht lehnte es ab, Ware zu vernehmen, mit der Begründung, daß dies bedeute, einen Prozeß ohne Geschworene zu führen. Das Innenministerium ordnete eine Untersuchung des Geständnisses an. Später widerrief Ware seine Geständnisse. Daraufhin wurde Rowland hingerichtet. Er beteuerte seine Unschuld bis zuletzt.

Vier Jahre darauf  erschien Ware in Bristol auf einer Polizeiwache und erklärte, eine Frau umgebracht zu haben. Er fügte hinzu: »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich habe immer den Drang, Frauen auf den Kopf zu schlagen.«  - (beg)

 

Trieb

 

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