emonstration ad oculos  »Du behauptest also, sie sei dein Eheweib. Das mußt du mir erst beweisen. Los, augenblicklich übst du deine Rechte als Gatte aus!«

Perez schützte ein Keuschheitsgelübde vor, das er dem heiligen Franz abgelegt habe, um glücklich und wohlbehalten zu reisen, aber der Graf zückte sein Schwert und schwang es bereits über dem Kopf des alten Mannes, Der stieg vom Pferd und hielt dem Grafen de- und wehmütig vor, in seinem Alter könne man nicht so ohne weiteres auf Befehl seinem Weibe beiwohnen.

»Wohne ihm bei, sag ich; noch ein Wort, und du bist des Todes!« In so verzweifelter Lage blieb dem guten Perez nichts anderes übrig, als wenigstens zu tun, als willfahre er ihm, wenn er es schon nicht mehr fertig brachte.

Er reichte also Batilda die Hand, und sie ließ sich willig fortführen. Im Vorübergehen raunte sie Trufaldino ins Ohr: »Mach dir nichts daraus, mein Kleiner. Diesmal ist es wirklich bloß zum Spaß.«

Mit sechzig Jahren ist man nicht alle Tage Manns genug, aber hie und da ist man es eben doch. Batildas Reize, die Perez aus purem Gehorsam streichelte und tätschelte, bewirkten eine Art Auferstehung, und die Wärme eines himmlischen Leibes, der seine altersschwachen Klapperknochen umfaßt hielt, machte ihn vollends wieder lebendig. Er bat Gott um Vergebung und zog sich noch leidlich wacker aus der Affäre. Batilda war höchlich erstaunt, als sie spürte, wie sie tatsächlich und gänzlich gefreit wurde. Trufaldino konnte diese todesmutige Manneskraft nicht fassen noch begreifen, der Graf aber, über seine vergeblichen Fahndungen aufs äußerste erbittert, kam auf den Gedanken, mit dem alten Perez einen Streit vom Zaun zu brechen.  -  Charles Pigault-Lebrun, Trufaldino. Nach: Meistererzählungen des französischen Rokoko. Hg. Walter Widmer. München 1962