emonstration »Ihr wisset, der Hundt hat mir meynen Rammel abgebissen und gefressen.« »Ja, Euer Hochwohlgeboren.« »Doch hat er mir den Arsch nicht gefressen.« Ulfredo und Manfredo bliepen worthlos und stumm. »Zum Glücke ist mir der Arsch noch heyl und unversehret gebliepen.«
»Zum Glücke«, sagten Ulfredo und Manfrede. »Alleyn, ich weisz nicht, wie mann ihn gebrauchet. Ihr müsset mir Unterricht geben im Gebrauch, den ihr Schwulgen davon machet.«
Ulfredo und Manfrede sahen sich an, immer noch schwey-gend und worthlos.
»Itzo ziehet ihr euch die Beynkleydter runter und lernt mir, wie mann es machet.«
»Euer Hochwohlgeboren, da giebts garnix zu lernen, mann schiept ihn reyn, wie es kömmt.«
»Ich will es sehen mit den Augen meyn.« Die Stimme des Graffzogs zischete
alswie eine Schwerdtschneidt. Daß dies die Zeyth nicht war für Allotria und
heytheren Schertz, begrieffen Ulfredo und Manfredo und zogen geschwindte sich
die Beynkleyder runter. Manfrede nahm Ulfredos Schwantz in die Handt und fieng
an, mit ihm zu spielen. Als er sah, daß dieser prall und saffticht war gleych
einer Gurk, streckte er sich bäuchlings auf den Boden. Ulfredo spielte noch
ein wenicht mit sich selbste, blickte zu Bellaugh hinüber, der mit weyth geöffneten
Augen dasaß, und warff sich dann ober Manfredo, drang
hinten tieff in ihn ein und stöhnete und winselte,
biß ihm in den Nacken und grub seyne Fingernägel in Manfredos Hauth. Die zween
fuhren fort, sich auf und nieder zu bewegen, sie kamen gantz auszer Athem, sie
hupften in innigster Verbindung, bis Ulfredos Stimme so hoch schryllte alswie
eine Sirene und Manfrede in einen gar wildten Schrey ausbrach. Endtlich bliepen
die zween zuckend und erledigt am Bodten liegen, schwer keichend
von der großen Anstrengung. - Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988
Demonstration (2) Ich sah einmal einen Zauberkünstler. Er stand auf der Estrade, mager, von allen Seiten sichtbar, und demonstrierte seinen Zylinder, indem er allen dessen leeren und weißen Boden zeigte. Als er auf diese Weise seine Kunst über jeden Zweifel eines Verdachts betrügerischer Manipulationen erhoben hatte, zeichnete er mit einem Stäbchen sein verzwicktes magisches Zeichen in die Luft und begann sogleich voll übertriebener Genauigkeit und Offensichtlichkeit mit diesem Stöcklein papierene Bändchen, bunte Bändchen aus seinem Zylinder herauszuziehen - zuerst ellenweise, dann klafterweise und schließlich kilometerweise. Das Zimmer füllte sich mit dieser bunten, raschelnden Masse, wurde von der hundertfältigen Vermehrung, von dem schäumenden und leichten Fließpapier, von der leuchtenden Bauschung hell — und er hörte nicht auf, diesen nicht enden wollenden Faden trotz verblüffter Stimmen voll entzückten Protestes, ekstatischer Schreie und lauter Weinkrämpfe weiter abzuwickeln, bis es schließlich sonnenklar wurde, daß es ihn nichts kostete, daß er diesen Überfluß nicht aus eigenen Vorräten schöpfte, sondern daß sich ihm einfach überirdische Quellen außerhalb menschlicher Maße und Rechnungen auf getan hatten.
Mancher, der damals zur Aufnahme des tieferen Sinns dieser Demonstration
auserkoren, nachdenklich und innerlich geblendet nach Hause ging, war zutiefst
von der Wahrheit durchdrungen, die ihm zuteil geworden: Gott ist unermeßlich
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Bruno Schulz, Der Frühling. In: B. S., Die Zimtläden und alle anderen Erzählungen.
München 1966
Demonstration (3)
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