ootskutsche    »Und wenn bei Ihnen einmal ein Pferd durchgeht?«

»Macht gar nichts! Könnte uns nicht aus der Ruhe bringen. Unser Pferd ist genau im Zentrum unserer Kutsche angeschirrt. Zwei Räder vor, zwei Räder hinter ihm. Das Ende eines breiten Riemens ist mit dem Verdeck verbunden. Er fuhrt unter dem Pferdekörper entlang, und das andere Ende hängt an einer klainän - Sie nennen es wohl ›Winde‹. Das Pferd geht durch. Es galoppiert davon. Wir rasen mit zehn Meilen pro Stunde dahin! Wir drehen unsere klainä Winde fünfmal, sechsmal, siebenmal und - hopps! Unser Pferd verliert den Boden unter den Hufen! Jetzt kann es so heftig in der Luft herumgaloppieren, wie es mag: unsere Kutsche steht still. Wir sitzen drumherum und sehen ihm zu, bis es müde ist. Dann lassen wir es runter. Unser Pferd ist froh, heilfroh, wenn es wieder Boden unter den Hufen hat!«

»Famos!« lobte der Earl, der aufmerksam zugehört hatte. »Haben Ihre Wagen noch andere Besonderheiten?«

»Die Räder manchmal, Mylord. Zum Wohle Ihrer Gesundheit machen Sie eine Seefahrt, um gestoßen, gerollt und gelegentlich auch ertränkt zu werden. Wir haben all das an Land: wir werden gestoßen wie sie: wir werden gerollt wie sie; aber ertränkt, nein! Da ist kein Wasser!«

»Wie sehen denn die Räder aus?«

»Sie sind oval, Mylord. Folglich bewegen sich die Kutschen auf und ab.«

»Sicher, die Kutsche kippt vorwärts und rückwärts: aber wie schaffen Sie überhaupt, daß sie rollt?«

»Sie laufen nicht synkron, Milord. Steht das eine Rad auf der Spitze, so steht das andere auf der Flachseite. So hebt sich erst die eine Seite der Kutsche und dann die andere. Und sie rollt die ganze Zeit über. Ach, man muß wahrlich ein guter Seemann sein, um unsere Bootkutschen fahren zu können!«

»Das kann ich mir gut vorstellen«, meinte der Earl.  - Lewis Carroll, Sylvie & Bruno. München 1986 (Goldmann 8552, zuerst 1889)

 

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