nstöpseln
- Mein Sohn, ich mach mir dauernd schon Gedanken über dieses, äh,
«anstöpseln», das ihr Jungs immer betreibt. Diese Sache, bei der ihr euch, bei
der ihr Elektrizität in eure Köpfe schießt,
ja?
- Schwingungen, Paps. Nicht einfach rohe Elektrizität. Die is für Flaschen!
- Aha, ja, Schwingungen. «Abstimmschwingungen», was? Ha-Hah! Ah, sag mal, Sohn, wieis 'n das so? Du weißt doch, ich war mein Leben lang 'n alter Drogenfuchs, u-und -
- Mensch, Paps! Allmächtiger! Das ist doch überhaupt nicht so wie Drogen!
- Naja, wir sind damals auch auf recht ordentliche «Ferien» gegangen, so nannten wir das damals, in ziemlich «irre» Regionen hat's uns manchmal verschlagen, Tatsache!
- Aber ihr seid immer wieder zurückgekommen, nicht?
-Waaas?
- Ich meine, euch war immer klar, daß hier noch alles ganz genauso sein würde wie vorher, wenn ihr zurückkommt, alles unverändert, oder?
- Tcha, cha-ha, schätze, drum ham wir von Ferien gesprochen, Sohn! Weil man eben immer wieder zurückkommt ins gute alte Wirklichkeitsland, gelt?
- Du bist immer wieder zurückgekommen.
- Hör mal, Tyrone, du weißt ja gar nicht, wie gefährlich dieses Zeugs ist. Stell dir vor, du steckst eines Tages einfach mal den Stecker rein und haust ab und kommst nie mehr hierher zurück? Was dann?
- Ho, ho! Als wenn ich davor Angst hätte! Was glaubst du denn, wovon jeder
Elektrofreak träumt? Was für ein alter Kalkie du doch bist! U-und wer sagt,
daß es ein Traum ist, hm? Vi-vielleicht existiert es ja wirklich. Vielleicht
gibt's eine Maschine, die uns von hier wegnimmt, die uns ganz zu sich
nimmt, uns durch die Elektroden auf dem Schädel in sich einsaugt, damit wir
auf ewig in der Maschine leben, zusammen mit den anderen Seelen, die sie in
sich gespeichert hat. Sie selbst könnte entscheiden, wen sie aussaugen
würde, u-und wann. Dir ham deine Drogen nie Unsterblichkeit gegeben.
Du mußtest zurückkommen, immer wieder zurück in deinen sterbenden Klumpen
aus stinkendem Fleisch! Aber wir, wir können ewig leben, in einer sauberen,
ehrlichen, reinen Elektrowelt - - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
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