Eine von ihnen stieß also ihre Eier aus, slif-slif-slif, und ich befruchtete
sie, sluff-sluff-sluff: das alles da unten im Meer miteinander vermischt im
lauen Wasser unter der Sonne, und ich habe euch noch nicht erzählt, daß ich
die Sonne verspürte, sie ließ das Meer lau werden und erwärmte mein Felsenriff.
- Italo Calvino, Kosmokomische Geschichten.
Frankfurt am Main 1969 (zuerst 1965)
Die Umdrehung der Erde um ihre Achse zum Beispiel mag einen bedeutenden Ton
machen, d. i., die Schwingung ihrer inneren Verhältnisse, die dadurch veranlaßt
ist; der Umgang um die Sonne einen zweiten, der Umlauf des Mondes um die Erde
einen dritten, usw. Hier bekommt man die Idee von einer kolossalen Musik, von
der unsere kleine gewiß nur eine sehr bedeutende Allegorie ist. Wir selbst,
Tier, Pflanze, alles Leben, mag in diesen Tönen begriffen sein. Ton und Leben
werden hier eins. Unser Ton ist multipliziertes, oder in Potenzen von zwei potenziertes
Leben. Es wird einst hohes Interesse haben, das Verhältnis des Tones, den Schlucken,
Schlingen, Pulsschlag, usw., und ebenso die Voltaische Säule, in uns hervorbringen,
zu jenen größeren Grundtönen, oder doch einem von ihnen, zu erhalten. Die Saite
jenes Grundtons wird die Erde sein; ihre Dichtigkeit und Geschwindigkeit etc.
wird das Moment ihres Tones geben. Diese Musik kann, als Harmonie, wohl nur
in der Sonne gehört werden. Der Sonne ist das ganze Planetensystem ein musikalisches
Instrument. Den Sonnenbewobnern mag sein Tönen als bloße
Lebensfreude erscheinen, dem Sonnengeist selbst aber als höchster wahrester
Ton. - (
rit
)
Da holte er unter einem abgeschabten roten Plüschsofa einen zweiunddreißigeckigen Kasten hervor, in dessen Mitte eine Geige befestigt war, - und sang ein Lied: die Geige gab einen leisen Klang. Und jetzt sang er hart und sporenklirrend: schrillend klangen die Saiten.
Mittönende Schwingungen. -
Nun legte er sein Gesicht in stille Falten, und seine Augen wurden traurig: da klang die Geige auch leise und traurig -Dann reckte er sich hoch: zornig schrie eine Saite auf.
Ich nenne es übertragende Schwingungen der ersten Kategorie - wovon? worauf? Äther, Luft - was tun Worte! -
Dann nahm er die Geige wieder und entriß ihr einen Ton: ein Nordlicht hing draußen in der Luft und warf Flammenspeere und Feuerglorien über den Himmel.
Ich nenne es übertragende Schwingungen der zweiten Kategorie - wovon? worauf? Luft, Äther - was tun Worte! -
Und nun schlug er das Fenster zurück und strich einen Klang, der sich wie roter Sammet anfühlte: da ward es stille draußen, der Sturm ward zum Hauch, eine weiße Wolke fiel vom Mond und schwebte wie von einer Sehnsucht durchwogt vor dem Fenster, und die Giebel machten Bücklinge, graziös steife Rokokoverbeugungen, und schnitten ein verliebtes Gesicht.
Doch als er dann den Bogen führte, rasselten die Schiefer zu Boden wie Hagelschlag, die rostigen Turmglocken fuhren aus ihrem Schlaf und schrien dröhnend und schmerzlich auf, und eine Windsbraut lachte durch die Gassen.
Luft - Äther - Luft - ich nenne es kurz die dynamischen Schwingungen.
- Seht ihr, wir bauen ein Schiff, ein glückhaft Arche-Howald-Schiff. -
Gustav Sack, Ein verbummelter Student. Stuttgart 1986 (zuerst 1918)
- Gustav Meyrink, Der Engel
vom westlichen Fenster. München 1984 (zuerst 1927)
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