ngriff    Eugen ging wieder nach vorn,  wo er Raunecker traf, der zu ihm sagte: »Du lebst auch noch?« Raunecker führte jetzt die Kompanie. Zwischen Tannen lag ein langer blonder Russe, ein anderer hing im Geäst mit gespreizten Armen und aufgerissenem Leib, vielleicht von einer Sturmgeschützgranate, ein vom Zerfetzen verdoppelter Mensch mit gespreizten Gliedern wie ein blutiges Wappentier. Ein anderer hockte hinterm Maschinengewehr, und an seiner Stirn war etwas angefroren, das wie gelbliches Gekröse aussah und herausgequollenes Gehirn war. Raunecker sagte: »Los, auf geht's!« - »Was ist denn?« fragte Augustin (den gab es auch noch). - »Was wird schon sein? Angreifen müssen wir halt wieder.«

Sie gingen schräg nach rechts hinüber, und wieder war der Boden eben, schneeig mit Grasbüscheln. Raunecker schoß im Vorwärtsgehen mit seiner Maschinenpistole, und Eugen wunderte sich, weil er nie sah, auf wen die andern schossen; denn er sah keine Russen. Dann ruhte neben ihm ein Mann in einem Schneehemd, den Arm aufgestützt, die Augen hinter einer schwarzen Hornbrille wie im Schlaf geschlossen; der mit seinem verklärten Gesicht... Da war also ein toter Russe sozusagen seine Brustwehr. Aber nie merkst du genau, was los ist...   - Hermann Lenz, Neue Zeit. Frankfurt am Main 1979 (st 505, zuerst 1975)

Angriff  (2)  Der heldenhafte Sturmangriff, unbestrittenes Kernstück allen infanteristischen Kalküls, hatte im entgegenwirkenden Tromrnel- oder Maschinengewehrfeuer nicht nur an Glanz,sondern beträchtlich auch an Durchschlagskraft eingebüßt. Selbst dort, wo die Signaltrompeter den ersten Sprung aus dem Graben überlebten, waren sie im einsetzenden Getöse selten zu hören, und die Schwarmlinien rannten meist dergestalt ums nackte Leben, daß nach befohlenem Anhalten zum Feuern die keuchenden Soldaten sich überwiegend außerstande zeigten, in Ruhe anzulegen und zu zielen. Die Folge waren Sturmangriffe, die unter ausschließlicher Anwendung des Bajonetts vorgetragen wurden, allerdings mit ebenfalls oft unbefriedigendem Erfolg, da ihr Ziel nicht selten in unerreichbarer Ferne hinter den feindlichen Linien lag. Im Hochgebirge erfuhr der Sturmangriff als klassische Form des Gefechts eine zusätzliliche Beeinträchtigung  insofern, als die stürmenden Soldaten immer wieder alle Hände voll schon damit zu tun hatten, an Felswände gepreßt, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. - Nach: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg. In: U. N., Mainz wie es singt und lacht Die Ballonfahrer Briefe Mainz bleibt Mainz Gespenstergeschichten Der Dolomitenkrieg Nachträge Frankfurt am Main 1976 (entst. 1969-1976)

Angriff  (3)

- Otto Dix (ca. 1916)

Angriff  (4)   Unter einem Himmel, dick wie Suppe, flogen wir in eine Schanze, wo wir nur auf drei Männer trafen, während die übrigen geflohen waren. Zwei Soldaten waren dort beim Würfelspiel, ohne sich um unseren Angriff zu kümmern. Dicht neben ihnen vor dem Zelt schlief wie im Rausch ein reich gekleideter Reiter, und nur seine Hunde fielen uns an. Im Nu erschlugen die Unsrigen einen der Würfelspieler und durchbohrten mit der Lanze den schlafenden Reiter. Dieser erhob sich solchermaßen durchbohrt auf seinen Ellenbogen und blickte auf Koën, doch dieser fiel von diesem Blick wie von einem Geschoß, und jene Papiere aus seinem Futtersack zerstreuten sich. Der Pascha fragte, ob da Koën getötet worden sei, worauf jener andere Würfelspieler auf arabisch antwortete: ›Wenn er Koën heißt, dann hat ihn nicht das Geschoß getroffen, dann hat ihm ein Traum die Beine weggezogen....‹  - (pav)

Krieg Kampf

 

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