Sie gingen schräg nach rechts hinüber, und wieder war der Boden eben,
schneeig mit Grasbüscheln. Raunecker schoß im Vorwärtsgehen mit seiner
Maschinenpistole, und Eugen wunderte sich, weil er nie sah, auf wen die
andern schossen; denn er sah keine Russen. Dann ruhte neben ihm ein Mann
in einem Schneehemd, den Arm aufgestützt, die Augen hinter einer schwarzen
Hornbrille wie im Schlaf geschlossen; der mit seinem verklärten Gesicht...
Da war also ein toter Russe sozusagen seine Brustwehr. Aber nie merkst
du genau, was los ist... - Hermann Lenz, Neue Zeit. Frankfurt
am Main 1979 (st 505, zuerst 1975)
- Nach: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg. In: U. N., Mainz wie es singt und lacht Die Ballonfahrer Briefe
Mainz bleibt Mainz Gespenstergeschichten Der Dolomitenkrieg Nachträge Frankfurt
am Main 1976 (entst. 1969-1976)
Angriff (3)
-
Otto
Dix
(ca. 1916)
Angriff (4) Unter einem
Himmel, dick wie Suppe, flogen wir in eine Schanze, wo wir nur auf drei Männer
trafen, während die übrigen geflohen waren. Zwei Soldaten waren dort beim Würfelspiel,
ohne sich um unseren Angriff zu kümmern. Dicht neben ihnen vor dem Zelt schlief
wie im Rausch ein reich gekleideter Reiter, und nur seine Hunde fielen uns an.
Im Nu erschlugen die Unsrigen einen der Würfelspieler und durchbohrten mit der
Lanze den schlafenden Reiter. Dieser erhob sich solchermaßen durchbohrt auf
seinen Ellenbogen und blickte auf Koën, doch dieser fiel von diesem Blick
wie von einem Geschoß, und jene Papiere aus seinem Futtersack zerstreuten sich.
Der Pascha fragte, ob da Koën getötet worden sei, worauf jener andere Würfelspieler
auf arabisch antwortete: ›Wenn er Koën heißt, dann hat ihn nicht das Geschoß
getroffen, dann hat ihm ein Traum die Beine weggezogen....‹
- (
pav
)
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