In dieser Zeichnung Nadjas unterscheidet man man mühelos
das Gesicht des Teufels, einen Frauenkopf mit einem Vogel, der mit dem Schnabel
ihre Lippen berührt, Haar, Torso und Schwanz einer Sirene von hinten gesehen,
einen Elefantenfcopf, eine Ohrenrobbe, das Gesicht einer anderen Frau, eine
Schlange, mehrere andere Schlangen, ein Herz, eine Art Ochsen- oder Büffelkopf,
die Zweige des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse, und etliche zwanzig weitere
Elemente, die die Reproduktion beiseite läßt, aber die einen richtigen Achilles-Schild
aus ihr machen. Man muß auf zwei Tierhörner aufmerksam machen, gegen den rechten
oberen Rand, deren Vorhandensein sich Nadja selbst nicht erklären konnte, denn
sie zeigten sich immer in gleicher Art und so, als ob das, wozu sie gehörten,
hartnäckig das Gesicht der Sirene verdecken sollte (man empfindet das besonders
in der Zeichnung auf der Rückseite der Postkarte). Einige Tage nachher hat Nadja
tatsächlich, als sie zu mir gekommen war, diese Hörner wiedererkannt,
sie gehörten zu einer großen Maske aus Guinea, die vor kurzem noch Henri Matisse
gehörte. - (nad)
Achilles-Schild (2)
Der Thetis antwortet' der hinkende Feuerbeherrscher: Allerlei Hauch aussendend des glutanfachenden Windes, Bald des Eilenden Werk zu beschleunigen, bald sich erholend, Je nachdem es Hephaistos befahl zur Vollendung der Arbeit. Jener stellt' auf die Glut unbändiges Erz in den Tiegeln, Auch gepriesenes Gold, und Zinn, und leuchtendes
Silber;
Richtete dann auf dem Block den Amboss, nahm mit der Rechten Drauf den gewaltigen Hammer, und nahm mit der Linken die Zange. Erst nun formt' er den Schild, den ungeheuren und starken, Drauf Pleiad' und Hyad', und die große Kraft des Orion, Auch die Bärin, die sonst der Himmelwagen genannt wird, Welche sich dort umdreht, und stets den Orion bemerket, Und allein niemals in Okeanos' Bad sich hinabtaucht.Drauf zwei Städt' auch schuf er der vielfach redenden Menschen, Blühende: voll war die ein' hochzeitlicher Fest' und Gelage. Junge Bräut' aus den Kammern, geführt beim Scheine der Fackeln, Gingen einher durch die Stadt; und hell erhob sich das Brautlied: Tanzende Jünglinge drehten behende sich unter dem Klange, Der von Flöten und Harfen ertönete;
aber die Weiber
Standen bewunderungsvoll, vor den Wohnungen jede betrachtend. Auch war dort auf dem Markte gedrängt des Volkes Versammlung: Denn zwei Männer zankten, und haderten wegen der Sühnung Um den erschlagenen Mann. Es beteuerte dieser dem Volke, Alles hab' er bezahlt; ihm leugnete jener die
Zahlung. Als sie den Ort nun erreicht, den zum Hinterhalt
sie gewählet,Jeder drang, den Streit durch des Kundigen Zeugnis zu enden. Diesem schrien und jenem begünstigend eifrige Helfer; Doch Herolde bezähmten die Schreienden. Aber die Greise Saßen umher im heiligen Kreis' auf gehauenen Steinen; Und in die Hände den Stab dumpfrufender
Herolde nehmend, Und unmündige Kinder, gesellt zu wankenden
Greisen. Nahe dem Bach, wo zur Tränke das Vieh von der Weide geführt ward; Dort nun setzten sich jene, geschirmt mit blendendem Erze. Abwärts saßen indes zwei spähende Wächter des Volkes, Harrend, wann sie erblickten die Schaf' und gehörneten Rinder. Bald erschienen die Herden, von zwei Feldhirten
begleitet,
Welche, den Trug nicht ahndend, mit Flötenklang sich ergötzten. Schnell auf die Kommenden stürzt' aus dem Hinterhalte die Heerschar, Raubt' und trieb die Herden hinweg, der gehörneten Rinder Und weißwolligen Schaf', und erschlug die begleitenden Hirten. Jene, sobald sie vernahmen das laute Getös'
um die Rinder, Zwietracht tobt' und Tumult ringsum, und des
Jammergeschicks Ker, Drauf auch schuf er ein Feld tiefwallender Saat,
wo die Schnitter Längs dem rauschenden Fluss, der hinabschoss, wankend von Schilfrohr. Aber goldene Hirten begleiteten emsig die Rinder, Vier an der Zahl, auch folgeten neun schnellfüßige Hunde. Zwei entsetzliche Löwen, gestürzt in die vordersten Rinder, Fassten den dumpf aufbrummenden Stier; und mit lautem Gebrüll nun Ward er geschleift; doch Hund' und Jünglinge folgten ihm schleunig. Jene, nachdem sie zerrissen die Haut des gewaltigen Stieres, Schlürften die Eingeweid' und das schwarze Blut; und vergebens Scheuchten die Hirten daher, die hurtigen Hund' anhetzend. Sie dort zuckten zurück, mit Gebiss zu fassen die Löwen, Standen genaht, und bellten sie an, doch immer vermeidend. Eine Trift auch erschuf der hinkende Feuerbeherrscher,
Einen Reigen auch schlang der hinkende Feuerbeherrscher, Schöne Gewand' umschlossen die Jünglinge,
hell wie des ÖlesJenem gleich, wie vordem in der weitbewohnten Knossos Daidalos künstlich ersann der lockigen Ariadne. Blühende Jünglinge dort und vielgefeierte Jungfraun Tanzten den Ringeltanz, an der Hand einander sich haltend. Sanfter Glanz, und die Mädchen verhüllete zarte Leinwand. Jegliche Tänzerin schmückt' ein lieblicher Kranz, und den Tänzern Hingen goldene Dolche zur Seit' an silbernen Riemen. Kreisend hüpften sie bald mit schöngemessenen Tritten Leicht herum, so wie oft die befestigte Scheibe
der Töpfer In die Harfe sein Lied. und zwei nachahmende
Tänzer im Kreise Sitzend mit prüfenden Händen herumdreht, ob sie auch laufe; Bald dann hüpften sie wieder in Ordnungen gegeneinander. Zahlreich stand das Gedräng' um den lieblichen Reigen versammelt, Innig erfreut; es sang unter ihnen ein göttlicher Sänger Stimmten an den Gesang, und dreheten sich in der Mitte. Auch die Gewalt des Stromes Okeanos bildet' er ringsum Strömend am äußersten Rand des schönvollendeten Schildes. |
- Homer, Ilias (Übs. Johann Heinrich Voss)
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