Zikade ⁽²⁾

Zikade ⁽³⁾  »Jedenfalls«, seufzt der Mann, »frage ich mich an manchen Tagen, ob ich nicht vielleicht selbst eine Zikade bin. Finden sie nicht, daß ich übertrieben hervorquellende Augen habe?«

»Sie meinen Stielaugen«, weise ich ihn zurecht.

»Manchmal«, gesteht mir der Mann, indem er meine Bemerkung übergeht, »betrachte ich mich im Spiegel, halte meine über Kreuz gelegten Arme vor mich und habe den Eindruck, ich könnte durch das Fenster auf und davonfliegen. Wenn ich fliegen könnte, mein Freund, hätte der Himmel endlich einen Sinn.«

»Also gut«, sage ich, indem ich seine Blasphemie übergehe, »dann lassen sie ihren Reden Taten folgen.« Ich öffne sperrangelweit das Fenster, um herauszufinden, ob wahr ist, was er mir soeben erzählt hat, und der Mann breitet die Arme aus, als wären sie zwei Flügel unrl fliegt davon in Richtung auf die Hügel am Horizont. Er fliegt mit den Tauben und erlaubt sich sogar die Extravaganz, zu segeln wie ihresgleichen.

Als meine Mutter eine Minute später ins Zimmer tritt, findet sie mich allein am Fenster sitzend, so wie sie mich vor einer halben Stunde verlassen hat. - Javier Tomeo, Zoopathologie. Berlin 1994 (zuerst 1992)

Zikade ⁽⁴⁾