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Zimmer (2) Natürlich sind alle leeren
Häuser muffig und so weiter, aber das hier war etwas anderes; ich kann es dir
nicht näher beschreiben, aber es schien einem die Luft zum Atmen zu nehmen.
Ich besichtigte die vorderen und die hinteren Zimmer; ich ging die Stufen hinunter
in die Küche, und alles war so schmutzig und staubig, wie man es erwarten würde,
aber über allem lag eine sonderbar beunruhigende Atmosphäre. Ich kann sie dir
nicht näher bezeichnen; ich weiß nur, daß sie wich außerordentlich bedrückte.
In einem der Räume im ersten Stock aber war es am schlimmsten. Es war ein großes
Zimmer, dessen Tapete einmal recht hübsch gewesen sein muß, doch als ich sie
jetzt sah, verursachten mir Farbe, Papier und Muster geradezu Schmerzen. Der
Raum schien von Grauen erfüllt zu sein. Ich hörte meine Zähne aufeinanderschlagen,
als ich mit der Hand auf der Türklinke eintrat. Ich glaubte, ohnmächtig umfallen
zu müssen, doch schließlich riß ich mich zusammen, lehnte mich gegen die Außenwand
und grübelte darüber nach, was es, in Gottes Namen, mit diesem Zimmer auf sich
haben mochte, daß es meine Glieder erzittern und mein Herz schlagen ließ, als
sei die Stunde meines Todes gekommen. In einer Ecke lag ein kleiner Stapel alter
Zeitungen. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, daß sie drei bis vier Jahre
alt waren, manche waren halb zerrissen, andere ganz zerknittert, als seien sie
zum Einwickeln verwendet worden. Ich hob den Stapel hoch und entdeckte dazwischen
eine höchst sonderbare Zeichnung, die ich dir gleich zeigen werde. Dann konnte
ich es in dem Zimmer nicht länger aushallen, ich fühlte, daß es über meine Kräfte
ging. Ich dankte Gott, als ich heil und sicher wieder ins Freie trat. Während
ich durch die Straßen ging, starrten die Leute mich an; einer sagte, ich sei
wohl betrunken. - Arthur Machen, Der große Gott Pan, in: A.M., Die leuchtende
Pyramide. Frankfurt am Main 1982
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