isch,
wackeliger
Natürlich hatten sie bemerkt, daß der Tisch nicht eben stand. Der alte Mann,
den die Damen mit sich gebracht hatten, wurde beauftragt, den Tisch zu stabilisieren.
Er legte Papier unter. Es nützte nichts. Er suchte Zweige. Dann stand der Tisch
fest, aber schief. Jetzt wurden auch unter die anderen Tischfüße Unterlagen
geschoben, und schließlich wieder alles entfernt. In der Nacht hatte ich dann,
von einer deutschen Touristengruppe geträumt, die in einer Gastwirtschaft in
Trastevere alle Tische eben stellt, sie sägen Bretter, schlagen Nägel ein, planieren,
stützen die Hauswände ab, renovieren einen Albergo von oben bis unten, dann,
nach zehn Stunden, trinken sie gemütlich Kaffee und gehen. Patron und Cameriere
hatten sich zuerst ängstlich in die Vogelkäfige zurückgezogen, von wo sie, die
Madonna anrufend und zitternd, alles beobachteten, erst als sie den Glanz des
renovierten Hauses bemerkten und sahen, daß ihnen selbst nichts Böses geschehen
würde, waren sie heruntergesprungen und hatten den Touristen danken wollen,
da aber saß bloß noch ich am Tisch und neben mir, umgeben von einer Meute schwarzgekleideter
Schwätzerinnen, die sie fachsimpelnd ausfragten, meine Gallenblase, auch sie
schwarz gekleidet, ihre unterarmlangen Handschuhe vor sich auf dem ebenen Tisch.
- Martin Walser, Halbzeit. München 1971 (zuerst
1960)
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