tute, eitle   »Da«, sagte Sara und warf die leere Lippenstifthülse in die Ecke. »War das alles, Liebes?«

Das Pferd schüttelte den Kopf und trampelte besorgt auf den Brettern seiner Box herum. Es versuchte dem Mädchen eine weitere Bitte verständlich zu machen. Was konnte es sein? Es dauerte eine Weile, aber endlich erriet Sara wieder das Richtige - einen Spiegel.

Als sie sich auf die Suche danach machen wollte, trat Mr. Wooly mit ihr hinaus. »Laß das! «warnte er. »Wenn sie sich sieht, fällt sie in Ohnmacht. Sie wird es dir, und was noch schlimmer ist, mir nie verzeihen. Bedenke doch, daß Rommee jetzt überwiegend aus Jennifer besteht; was immer Rommee an Persönlichkeit besessen hat, ist so in die Ecke gedrückt worden, daß man, denke ich, jetzt tatsächlich sagen kann, daß Rommee Jennifer ist.« Aber Sara schüttelte den Kopf. »Sie wird selig sein«, meinte sie zuversichtlich. Während sie ins Haus und nach oben rannte, eilte Mr. Wooly zu der inzwischen gutgefüllten Anrichte im großen Eßzimmer und goß sich in rascher Folge drei Kurze ein. In einer solchen Notlage mußte er seinen Verstand gut schützen - mit einem Wort, rundum zusein. Aber was für ein helles Kind seine Tochter doch war! Von Psychologie verstand sie etwas, das Mädel.

Kurz darauf schaute er zu, wie Sara Rommee einen Handspiegel hinhielt und das alberne Tier sich vor lauter zufriedener Eitelkeit schüttelte und mit den Hufen stampfte! Ein abstoßender Anblick. Noch aber war der groteske Höhepunkt nicht erreicht -noch nicht. Sara hatte eine weitere Eingebung. Sie fand den alten Sonnen-Strohhut mit den beiden Ohrlöchern, den vor Jahren irgendein anderes, längstvergessenes Woolysches Roß getragen hatte. Sie verzierte seine Krempe mit ein paar Federn und einer künstlichen Weintraube, setzte ihn dem Pferd vorsichtig auf den Kopf und hielt ihm von neuem den Spiegel vor. Das Tier schaute, drehte den Kopf nach allen Richtungen, kniff ein Auge zu und betrachtete sein Spiegelbild, lächelte mit dem scharlachrotgeschminkten Maul und bebte vor befriedigter Selbstgefälligkeit am ganzen Leibe.

Alles war wunderbar. Bei einem so guten Anfang ließ sich bestimmt bald eine Einigung erzielen, ein vernünftiger Waffenstillstand, damit der Fluch aufgehoben werden konnte. Aber plötzlich geriet die Stute in Zorn. Donnernd verkündete sie ihre Wut, stampfte und trampelte, bis man kaum noch begreifen konnte, wie Box und Halfter es aushielten. Wieder standen die beiden erschüttert und fast verzweifelt da.

»Ich fürchte, jetzt will sie einkaufen gehen«, sagte Sara endlich.   - Thorne Smith (mit Norman Matson), Meine Frau, die Hexe. Frankfurt am Main 1989 (zuerst 1941)