Sonnenuhr

JACQUES  Ein Narr! ein Narr! - ich traf 'nen Narrn im Walde,
'nen scheckgen Narrn - o jämmerliche Welt!
So wahr mich Speise nährt, ich traf 'nen Narrn,
Der streckte sich dahin und sonnte sich
Und schimpfte Frau Fortuna ganz beredt,
Und ordentlich - und doch ein scheckger Narr!
Guten Morgen, Narr! sagt ich; Mein Herr, sagt' er,
Nennt mich nicht Narr, bis mich das Glück gesegnet.
Dann zog er eine Sonnenuhr hervor,
Und wie er sie besah mit blödem Auge,
Sagt' er sehr weislich: Zehn ists an der Uhr.
Da sehn wir nun, sagt' er, wie die Welt läuft:
's ist nur 'ne Stunde her, da war es neun,
Und nach 'ner Stunde noch wirds elfe sein;
Und so von Stund zu Stunde reifen wir,
Und so von Stund zu Stunde faulen wit,
Und daran hängt ein Märlein. Da ich hörte
So predgen von der Zeit den scheckgen Narrn,
Fing meine Lung an, wie ein Hahn zu krähn,
Daß Narrn so tief bedächtig sollten sein;
Und eine Stunde lacht ich ohne Rast
Nach seiner Sonnenuhr, wackrer Narr!
Ein würdger Narr! die Jacke lob ich mir.

HERZOG Was ist das für ein Narr?

JACQUES Ein würdger Narr! Er war ein Hofmann sonst
Und sagt, wenn Frauen jung und schön nur sind,
So haben sie die Gabe, es zu wissen.
In seinem Hirne, das so trocken ist
Wie Überrest von Zwieback nach der Reise,
Hat er seltsame Fächer ausgestopft
Mit Anmerkungen, die er brockenweise
Nun von sich gibt. - O wär ich doch ein Narr!
Mein Ehrgeiz geht auf eine bunte Jacke. 

 - Shakespeare, Wie es euch gefällt

Sonne Uhr Schatten

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