chrulle Der
Humor sympathisiert mit dem Pessimismus, der seinen alten Hut beibehalten hatte,
dieser interessiert sich aber ganz außerordentlich für eine häßliche philosophische
Schrulle. Er nahm sie dem voreiligen Schluß, der mit ihr spielen wollte,
aus den Händen. Denn sie hatte ein Loch in seine Oberflächlichkeit gebissen
und ihm den langen Chic besudelt. Er wußte besser mit derartigem wilden Geflügel
fertig zu werden. Er bot ihr eine Periode, aus der sie mit Wohlbehagen
in gierigen Zügen schlürfte, strich ihr liebkosend über die struppige Theorie
und blies sie von Zeit zu Zeit mit dichten Rauchwolken aus seiner knurrigen
Gutmütigkeit an, und im Handumdrehen hatte er die ungebärdige Bestie soweit,
daß sie zufrieden neben ihm lag und mit ihrem Schatten spielte. Schließlich
kauft der Pessimismus die Schrulle für teuer Geld - ein Dutzend tadelloser
Sarkasmen mit Gebrauchsanweisung franco geliefert - dem Autoritätenglauben
ab, zu dessen Sammlung sie gehörte. - Ernst Barlach, Die Reise
des Humors und des Beobachtungsgeistes, nach:
E. B. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Catherine
Krahmer. Reinbek bei Hamburg 1984 (rm 335)
Schrulle (2)
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