chrulle, charmante  Angehörige des Meisters: Seine Kusine, die er sehr gern hat. Eine dicke alte Jungfer, schrullig und charmant. Sie verachtet alle Konventionen, redet wie ihr der Schnabel gewachsen ist, zieht sich egal wie an, ist in Gesellschaft allen überlegen dank ihrer Ausstrahlung, ihrem Witz und ihrer Unbefangenheit. Wer sie nicht kennt und sie in ihrem Park sieht würde sie für die Köchin halten oder irgendeine Hausangestellte. Sie verreist nie, die Stadt und Geselligkeiten sind ihr ein Graus, sie lebt von den Einkünften aus ihrem Landbesitz, den sie ganz allein verwaltet. Ein weites Herz, nie versiegendes Mitgefühl für die Unglücklichen, Zuflucht aller Hungerleider, Landstreicher und anderen Unglücksraben. Sehr geliebt vom Zigeuner, den sie häufig an ihren Tisch lädt, zum Ärger ihrer Haushälterin, ihrer Hausangestellten und Freunde. Der Meister gleicht ihr in dieser Hinsicht und macht sich ein Vergnügen daraus, wenn er in Gesellschaft des Landfahrers bei ihr war, allen Leuten davon zu erzählen, ob sie es hören wollen oder nicht, dabei kann er sich vor Lobsprüchen über den Nomaden gar nicht lassen, seine Schönheit, seine Intelligenz, seinen Humor. Man kann sich Vetter und Kusine vorstellen, wie sie sich einen Ast lachen über die Wirkung, die dieser Bericht auf ihre Umgebung ausübt. Unter anderen ist die Notarsfrau darüber entsetzt, eine steife und bornierte Person, was Hand in Hand geht. Ihr Mann dagegen ist ein Bonvivant, er betrügt sie auf Teufel komm rein, wie seine Kusine sagt, die ihn in seinem Tun ermutigt. Der Meister trifft ihn regelmäßig wegen ihren Familienangelegenheiten und redet gern über ihre Urahnin mit ihm, die Frau des berühmten sardischen Offiziers. Was die drei Töchter des Notars betrifft, so sind sie inzwischen sehr emanzipiert zur größten Verzweiflung ihrer Mutter, die sich einbildet ihre Seelen retten zu können indem sie den Wohltätigkeitsvereinen der Gegend vorstellt. - Robert Pinget, Der Feind. Berlin 1988