Schmerz, köstlicher  Wenn ich oben bin und der Akt auch noch auf dem Boden stattfindet, tun mir irgendwann die Knie weh. Das Gleiche passiert auch bei einer lang dauernden Fellatio, wenn ich vor einem stehenden Mann knie. Vor allem wenn ich Abstand wahre, damit eine Fellatio länger dauert, quäle ich mich meist ein bisschen. Dann lasse ich, in derselben Absicht wie ein Gleichgewichtskünstler, mit einer Hand oder mit beiden Händen los, um zu zeigen, dass der Mund allein die Bewegung halten kann, oder um die Bewegung jäh zu beschleunigen. In diesem Fall verkrampft sich der Nacken schmerzhaft. Auch versteifen sich der Kiefer, die angespannten Wangenmuskeln und die Lippen wie bei einer langen Sitzung auf dem Zahnarztstuhl, vor allem wenn die Größe des Glieds erfordert, dass der Mund weit offen ist. Da ich die Lippen über die Zähne ziehe, reiben die Zähne an der Schleimhaut, und es bildet sich ein entzündlicher Wulst. Diese Wunde mag ich. Sie ist heiß und brennt. Wenn mein Mund dann wieder leer ist, fahre ich hingebungsvoll mit der Zunge darüber wie ein Tier, das sich seine Wunde leckt. Nachdem ich mich verausgabt habe, komme ich wieder zu mir in diesem köstlichen Schmerz, den ich absichtlich noch verstärke, indem ich mit der Zunge ein wenig mehr drücke.  - Catherine Millet, Das sexuelle Leben der Catherine M. München 2001
 
 

Schmerz

 

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