omanstoff Arlecq, sein Buch schreibend, finge bei sich selbst an, stellte A vor P, nicht der Rangordnung wegen, eher aus Gründen der Verläßlichkeit. Wo aber nimmt man den Anfang her. Mit Paasch in der Zelle verbunden, für Minuten aus dem Kontext gehoben, gäbe er Gelegenheit, das zu betrachten, was er in der runden Jahreszahl 25 ansammelte: Daten, die Möglichkeiten ausschließen. Möglichkeiten, die keine Daten festhalten. Arlecq, an seinem Schreibtisch, notierte sich nichtgelebte Biographien, um zu sehen, was dann noch übrig bliebe. Also: keine psychologischen Konflikte großen Stils. Die Generationsfrage hatte den Krieg nicht überdauert. Wo gab es den jungen Mann, der sich bildend die Welt bereist. Die jähen Untiefen der Liebe. Die Große Metaphysische Frage. Der Klassenkampf. Der Sturm auf die Barrikaden. Die Apotheose der Fortschrittsgläubigkeit. Und er hat nicht für umsonst sein Leben gegeben.
Was blieb, ließ sich zu Papier bringen. Geburtsurkunde, Meldelisten, Polizeikarteien, Ausweise, Mitgliedskarten, Lesekarten, eine Examensbescheinigung, eine Eintragung auf dem Finanzamt zwecks Steuerklassifizierung, eine Sozialversicherung für Freischaffende. Erst die Krankengeschichten gaben Profil. Die ärztliche Diagnose, das gab Charakter, das Röntgenbild war verläßlich, der Rhythmus des Pulsschlags ordnete die Lebensmelodie, die Fieberkurve war eine seelische Startbahn.
Er versuchte, sich schreibend einen Umriß zu entwerfen, der nur im Augenblick
des Schreibens gültig war. Er liebte den Frühnebel auf herbstlichem See, den
Geruch nasser Erde im Frühjahr, immer die Meeresküste, an die ihn seine Mutter
geboren. Doch waren das Kennzeichen eines Falls unter Tausenden. Symptomatisch
sein Drang, behaust zu sein, die Geschichte seiner Zimmer. Sein Abdruck auf
den Dingen zeigt sein Gesicht, wenn auch in der Starre der Maske. Arlecq im
Gehäuse erweist sich als das zutreffende Stichwort. - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig
1993 (zuerst 1975)
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