echerche Meine Arbeitshypothese oder genauer mein Ausgangsdrehbuch war folgendes: Einige Jahre vor ihrer Heirat hat Elizabeth eine schwere Schuld auf sich geladen und war gezwungen, zu fliehen und sich zu verstecken. Die Tatsache, dass sie schließlich geheiratet hat, deutet darauf hin, dass sie der Meinung war, dem oder der, deren Rache sie zu Recht fürchten musste, endgültig entkommen zu sein. Zwei Jahre später jedoch wurde sie das Opfer dieser Rache.
Meine Schlussfolgerungen waren insgesamt zutreffend; ich musste nur noch
die Löcher füllen. Damit das Problem nicht unlösbar war, nahm ich also an, dass
dieses schwerwiegende Ereignis mindestens eine erkennbare Spur hinterlassen
haben musste, und ich beschloss, systematisch die Tagespresse von 1946 bis 1957
durchzuackern. Es war eine langwierige, lästige, aber nicht unmögliche Arbeit:
Ich stellte fünf Studenten ein, die in der Bibliothèque Nationale alle Artikel
und Meldungen überprüften, in denen - explizit oder implizit - von einer
Frau zwischen fünfzehn und dreißig Jahren die Rede war. Sobald in der Rubrik
Vermischtes eine Meldung diesem Ausgangskriterium
entsprach, ließ ich eine gründlichere Untersuchung anstellen. Ich habe so mehrere
hundert Fälle bearbeitet, die der ersten Phase meines Drehbuchs entsprachen;
so hatte zum Beispiel ein gewisser Emile D., der einen königsblauen Mercedes
fuhr und eine junge, blonde Frau neben sich sitzen hatte, zwischen Parentis
und Mimizan einen australischen Campingfreund überfahren, der Autostop machte
und von ihm mitgenommen werden wollte; oder eine Prostituierte, die auf den
Vornamen Vera hörte, hatte in einer Bar in Montpellier im Verlaufe einer Schlägerei
das Gesicht eines gewissen Luden Campen, genannt Monsieur Lulu, mit Flaschenscherben
zerschnitten; diese Geschichte gefiel mir ziemlich gut, vor allem wegen des
Vornamens Véra, der die Persönlichkeit Ihrer Tochter auf höchst betörende Art
erhellte. Leider saß Monsieur Lulu im Gefängnis und Véra, die quicklebendig
war, führte in Palinsac ein Kurzwarengeschäft. Was die erste Geschichte betrifft,
so ging sie ähnlich aus: Emile D. war verhaftet, abgeurteilt und zu einer hohen
Geldstrafe sowie drei Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt worden; die
Identität seiner Reisegefährtin hatte man aus Furcht vor einem Skandal vor der
Presse verheimlicht, da sie die legitime Ehefrau eines amtierenden Ministers
war. -
(rec)
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