Pudelmann   Der Körper des Mannes ist von lockigem Fell bedeckt und kohlrabenschwarz; man könnte sagen, ein Pudel, aufrecht auf seinen Hinterbeinen, und sein Gesicht ist, trotz menschlicher Züge, das eines Hundes. Die Arme jedoch sind lang, fast wie bei einem Menschen, und nicht kurz wie die Vorderläufe eines Pudels. Es gelingt ihm nicht, völlig gerade zu stehen, und das läßt seine Haltung noch wollüstiger erscheinen; sein schwarzer Penis tritt zwar zwischen seinen Faun-Schenkeln hervor, ist aber noch nicht obszön aufgerichtet. Die Frau, fast nackt unter dem Negligé aus rosa Spitze, kann nichts anderes tun, als sich mit aufrichtiger Bewunderung an ihn schmiegen, in dem Versuch, eine möglichst laszive Figur mit ihm zu bilden. Sie tanzen; der Kopf des Pudels überragt den Blondschopf, den die langsame syncopated music wie einen welken Kopfsalat auf die mit weißem Flaum gesprenkelte Brust sinken läßt.

Das Zimmer ist anspruchslos, modern: ein Plattenspieler, ein Teewagen mit Whisky-Gläsern, auf dem Sessel eine als Spanierin angezogene Stoffpuppe; durch das Fenster sieht man eine Landschaft aus grauen Hochhäusern. Sie tanzen; die Frau hat sich ihres Negliges entledigt, aber wie in den Filmen für die ganze Familie erlaubt es ihr Schamgefühl noch nicht, auch den Büstenhalter und den Schlüpfer auszuziehen. Er ist ganz dem Tanz hingegeben; die Zunge hängt ihm aus dem Mund, doch ansonsten läßt sich einem Hundegesicht kein genauer Ausdruck zuschreiben.    - J. Rodolfo Wilcock, Das Stereoskop der Einzelgänger. Freiburg 1995

Mann

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