Fastorenkarriere  Monsieur Heberlauf mochte fünfzig Jahre alt sein und hatte das Gehabe eines evangelischen Pastors, während seine kaum fünf oder sechs Jahre jüngere Frau wie eine brave Bürgersfrau wirkte, wenn ihr auch jede Spur von Eleganz oder Vornehmheit abging.

Die Heberlaufs hatten ein merkwürdiges Schicksal.

Monsieur Heberlauf hatte vor etwa dreissig Jahren seine Lebensexistenz als Pastor begründet.

Er hatte in seiner Pfarrei die Tochter von kleinen Geschäftsleuten kennengelernt und geheiratet.

Dieses Mädchen war seitdem Madame Heberlauf.

Dank der Geschäftigkeit seiner Frau konnte der Pastor bald das Dorf, in dem er sein Amt ausübte, verlassen und nach Glotzburg, an den Hof von Hessen-Weimar übersiedeln. Es gelang ihm, das Wohlwollen des Königs Friedrich-Christian II. zu gewinnen, er fand schHesslich, dank glücklicher Umstände und der Intrigen seiner Ehefrau, Zugang zur Geheimpolizei und brachte es sogar zum Direktor des königlichen Sicherheitsdienstes.

Monsieur Heberlauf bekleidete zwar die Position, aber Madame Heberlauf war die treibende Kraft. Als ihr Mann einmal selbst in Aktion trat, beging er leider soviele Fehler, dass er abgesetzt wurde und in aller Eile das Land verlassen musste.

Die Heberlaufs wussten nicht wohin und reisten umher, von Berlin nach London und von London nach Paris.

Sie landeten schliesslich in Monaco, waren entzückt von der Côte d'Azur und hatten nur den einen Wunsch, sich dort für immer niederzulassen. Sie starteten ein einträgliches Unternehmen: sie gründeten eine Familienpension.    - Pierre Souvestre, Marcel Allain: Fantômas: Mord in Monte Carlo. Berlin 1986 (zuerst 1911)

 

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