Padragora   Vor allem aber habe ich die padragora entdeckt, ein kleines tierchen, dessen ursprung einigermassen sonderbar ist und das bereits von verschiedenen unbekannten wissenschaftlern vorausgesagt wurde. Die padragora entsteht aus einem diamantösen oder perlösen tropfen, der im augenblick der enthauptung über die beine einer guillotinierten frau rollt, die ihr neugeborenes kind verspeist hatte. Dieser diamantöse oder perlöse tropfen muss, wenn er zu boden fällt, einen bouillonwürfel treffen. Aus der verbindung des tropfens mit dem bouillonwürfel geht die padragora hervor, das schönste und anmutigste lebewesen, das man sich erträumen kann. Kaum geboren, macht dieser kleine zwerg oder gnom faxen mit händen und armen. Er vollführt jene geste, bei der man die finger aufwärts richtet und mit der erhobenen hand eine grosse höhlung bildet, eine geste, die in den ländern der pazifischen küste als entsetzliche beleidigung gilt. Der kleine kerl kriecht zwischen die beine der frauen, klettert an ihnen hoch wie ein affe und kitzelt sie am gesegnet sei das teil, but save our seelenheil. Er schreibt arsch an die mauern, sowie alle jene geheimnisvollen worte, die immer wieder an den häuserwänden erscheinen; er ist es auch, der die kopfkissen der domherren und notare mit obszönitäten bekritzelt. Er hat einen länglichen kopf, pyramidenförmige augen und seine abdominalregion verläuft in arabesken von extremer sensibilität.  -  Vicente Huidobro, Die Mission des Gangsters oder Die Wunderlampe. Orientalische Novelle. Nach (huarp)
 
 

Fabeltier

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme