achrichten, neueste  Die  Mutter berichtete ihm die  die ersten Neuigkeiten aus der Stadt: »Der Sohn von Dipaola ist an Lungenentzündung gestorben; die Tante Santina, die Ärmste, hat einen Puls von dreißig in der Minute, aber der Arzt ist der Ansicht, daß sie trotzdem hundert Jahre alt werden kann; laß dir nur nicht einfallen, im Scherz das Wort ›Hahnrei‹ in Gegenwart des Advokaten Palermo zu gebrauchen! Du, der du diese schlechte Gewohnheit genauso hast wie dein Vater.«

»Und warum?«

»Seine Frau ist ihm am vergangenen Sonntag mit einem jungen Mann aus seiner Kanzlei durchgegangen. Den jungen Baron Benedettini darfst du nicht mehr grüßen: als er im Adelsklub spielte, hat man gesehen, wie er eine Karte im Ärmel verschwinden ließ ... Der Sohn von Zuccarello ist innerhalb von zwei Tagen gestorben, er hat noch nicht einmal Zeit gehabt, sich zu bekreuzigen. Der Professor Callarä ißt seit einer Woche nichts, weil ihm — Gott bewahre und beschütze uns! —, was immer er zum Munde führt, nach Kacke schmeckt. Wenn er so weitermacht, stirbt er ...»

»Zum Teufel!« unterbrach sie der Vater, »hast du denn nichts Fröhlicheres zu erzählen? Komm ein bißchen mit mir, Antonio, zu einem Männergespräch.«

Herr Alfio geleitete Antonio in sein Studierzimmer, sank aufs Sofa, auf dessen hoher Lehne mit ihren Gesimsen tausend Nippsachen klirrten und herunterzufallen drohten, und sagte seufzend: »Ich glaube, ich habe Angina pectoris.«

»Weiß Gott«, bemerkte Antonio bitter, »auch das ist eine frohe Kunde.«  - Vitaliano Brancati, Bell'Antonio. Frankfurt am Main 1961 (zuerst ca. 1950)

 

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