oskau   Hier ist Vorsicht geboten! Freilich keine Vorsicht, wie man sie nur mit zwei Fingern anfassen kann. Eine ähnliche allerdings schon! Diese Stadt gibt Rätsel auf. Mitten in den Straßenzügen wird Trinkwasser feilgeboten. Meine Fragen lösten ein Gelächter aus, das an Volkstänze gemahnt. Was haben diese Menschen? Was nur?

Unverhofft wurde ich von einer reisenden Dame auf der Straße angesprochen. Sie sagte:

»Bitte hören Sie zu! Gestern nacht hatte ich einen Traum. Mir träumte: ein Moskauer Soldat betritt mein Hotelzimmer, kommt langsam und lächelnd auf mich zu — und schenkt mir etwas!«

»Mein Gott!« sagte ich zu der Dame, »und was schenkte Ihnen der Moskauer Soldat, was bitte?«

»Der Moskauer Soldat«, sagte die reisende Dame, »sprach ein nettes Wort und schenkte mir den gesamten Kreml!« »Wie«, rief ich außer mir, »das ist ja beunruhigend! Den gesamten Kreml?« Die Dame nickte verlegen.

»Und was tun Sie jetzt«, sagte ich verstört, »mit dem gesamten Kreml?« »Das ist es ja«, rief die Dame, »geben Sie mir einen Rat, was ich tun soll mit dem Geschenk des Moskauer Soldaten? Mit einem so alten Geschenk, das keiner geschenkt haben will!« - Günter Bruno Fuchs, Reiseplan für Westberliner anläßlich einer Reise nach Moskau und zurück. Handbuch für Einwohner N° 2. München 1973