aterial    Vielleicht auf den großen Schlachtschiffen mochte man etwas davon wissen, dort wo der weithin spähende Machtanspruch der großen Reiche schon seinen stählernen Ausdruck gefunden hatte und kostbare Wunderwerke des Todes in Bereitschaft hielt.

Nein, 1914 wußten wir noch nichts vom Material. Eine kleine Ahnung davon bekamen wir in den ersten Trommelfeuern, durch die man uns auf eine neue und grausamere Art zu beschießen begann. Aber erst, als uns das Schicksal 1916 nach dem doppelten Mahlgange der Verdun-Offensive in die fabelhafte Landschaft an der Somme verschlug, wurde uns die Lebenskraft der großen Staaten klar, die an den Fronten ihre feurige Entladung fand.

Ich erinnere mich noch recht gut des plötzlich ganz spitz und blaß gewordenen Gesichts des Leutnants V., als wir im September 1916 bei der Gouvernements-Ferme aus den Lastautomobilen stiegen, und vor uns die rote Glut wie aus einem brennenden Ozean am nächtlichen Himmel bis zu den Sternen aufzuschießen schien. Der Lärm, den wir schon weit, weit hinten wie den gleichmäßigen Gang einer ungeheuren Maschine vernommen hatten, wuchs riesenhaft auf wie das Gebrüll eines Raubtieres, das ganze Provinzen zu verschlingen gedenkt. Da strich der glühheiße Atem des mechanischen Todes über uns hin, und V. schrie mir stammelnd ins Ohr, seine Stimme klang fast wie die eines ratlosen Kindes: „Ja, sollen wir denn da hinein? Dort kommen wir nie wieder heraus!"

Ja, freilich sollten wir da hinein, dieses Millionenfeuerwerk stand nicht zu unserer Belustigung am Horizont. Uns schien es damals kaum geringer, als ob wir uns kopfüber in einen speienden Krater oder in einen flammenden Hochofen stürzen sollten. Und er hatte recht prophezeit, er kam auch nie wieder heraus. Es kamen überhaupt nur sehr wenige, nur ein kleiner Bruchteil von denen, die angetreten waren, wieder heraus.

Diese wenigen hatten eine Vorstellung bekommen vom Material.  - Ernst Jünger, Feuer und Blut. Hamburg 1929