Lotse (2) Vielleicht würde ich einen Weg über die Bank entdecken. Die Dulcibella wurde sofort von einer Seitensee begraben, und der Klüver ging in Fetzen, aber das gereffte Stagsegel hielt. Sie richtete sich mutig wieder auf, und ich fuhr weiter, obwohl ich wußte, daß es sich nur noch um Minuten handeln konnte, denn das Schwert war hochgezogen, und sie machte schreckliche Leedrift auf die Bank zu.
Ich war halbblind von der Regenbö, entdeckte jedoch plötzlich etwas, das
wie eine Lücke aussah, hinter einer Sandzunge, die sich rechts voraus wand.
Ich ging noch näher an den Wind, um der Sandzunge auszuweichen, konnte sie aber
nicht luvwärts umsegeln. Ehe ich noch Pieps sagen konnte, fuhr das Boot darüber
hinweg, schlug schwer auf, ruckte vorwärts, schlug noch einmal auf und - lief
in tieferes Wasser. Die nächsten Minuten kann ich nicht beschreiben. Ich befand
mich in einer Art von Priel, aber in einem sehr engen, und überall waren Brecher.
Ich hatte auch keine Gewalt mehr über das Boot, denn bei dem letzten Aufschlagen
war das Ruder manövrierunfähig geworden. Ich war wie ein betrunkener Mann, der
eine dunkle Gasse hinunter um sein Leben lauft und sich selbst an jeder Ecke
ankläfft. Es konnte nicht lange gutgehen, und schließlich krachten wir gegen
etwas und blieben mahlend und stoßend stecken. So endete die kurze Fahrt unter
einem Lotsen. - Erskine Childers, Das Rätsel der Sandbank. Zürich 1975 (zuerst
1903)
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