Lottchen, doppeltes
 

 

Der Schriftsteller Erich Kästner

Wie die Kontraste der Gefühle und Gedanken in Fleisch und Blut übergegangen sind, zeigt dieses Bild des Schriftstellers Erich Kästner. Rechts liegt in der Mimik des Gesichts der Ernst, links des Lebens Heiterkeit.

Rechts ist alles frei und offen, am herabgezogenen Mundwinkel liegt sogar tiefe, ernste Lebenserfahrung. Das Auge hat das außerordentlich lebendige Vorstellungsvermögen. Doch in der hochstrebenden, zum Kontrastsinn in der Oberstirn weisenden Braue deutet sich das ebenfalls kontrastreiche Denken an.

Das linke Auge aber ist gekniffen, und der Mund ist auf dieser Seite hochgezogen; so wirkt er insgesamt wie ein schwankendes Schifflein auf hoher See, das im Sonnenschein mit den weißen Wolken am blauen Himmel lustig um die Wette segelt, in Sturm und Regen aber fast verloren scheint. Hier tritt einerseits das Schelmische und Heitere zutage, das geheime Einverständnis, mit dem er seine jungen (und auch alten) Leser durch. das von ihm erfundene Märchenland (oft auch der Wirklichkeit) geleitet. Anderseits mischt sich Ernstes und Heiteres, man möchte weinen und muß doch lachen.

Die Feinheit und plastische Rundung der Stirn offenbart die Leichtigkeit des Denkens und den Fluß der Gedanken. Die buschigen, starken Brauen aber zeigen die Kraft und Originalität der Persönlichkeit. Außerordentlich bewegt ist das ganze Gesicht, besonders Mund, Augen, Wangen, Stirn. Man glaubt förmlich die geradezu klassisch gewordenen Gestalten des "doppelten Lottchens" und viele andere, humorvolle, ernste und heitere Personen und Geschehnisse seiner Dichtungen darin wiederzufinden.

- Physiognomik und Mimik. Analytische Geichtsausdruckstudien von und nach Carl Huter. Bearb. und Hg. Siegfried Kupfer. Schwaig bei Nürnberg 1964

 

Verdoppelung Zwillinge

 

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