SIE hatten sich an ihn gewöhnt. Doch als und da sie nichts von seinem Schicksal wußten, auf dem Gesicht. Da gab es eine Pause Und er bewies. Sie nahmen wie betreten sich wand und wälzte wie in einem Netze, |
Leichen=Wäsche (2) Eine komplette Leichenwäsche bedeutet, die Leiche erst gründlich von innen und außen zu waschen, alles mit einem desinfizierenden Duft einzusprühen, frische Kleidung anzuziehen, die Haare zu frisieren. Dann werden alle sichtbaren Hautpartien massiert, von der Stirn, den Wangen, den Lippen und dem Hals bis zu den Händen; das wiederholt man, bis man den Toten quasi wieder lebendig gemacht hat und seine Haut so elastisch wirkt wie die eines Lebenden. Dann wird sie mit Öl eingerieben, bis sie schön glänzt, danach kommt das Make-up; alles in schön gleichmäßigem Rhythmus, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Die Farben müssen passen, die Wimpern, Mundwinkel, Nasenlöcher, alles muß stimmen, aber die Crux sind die Augen, ob man den Anschein eines friedlich Schlafenden hinbekommt. Überleg mal, wenn die Leute sterben, liegen sie erst mal zwei, drei Tage zu Hause, werden für die Riten aufgebahrt; bis sie ins Bestattungsinstitut kommen, sind sie schon steif, die Wangen sind eingefallen, die Haut aschgrau; und wenn es heiß ist, bekommen sie diesen strengen Geruch. Wenn die Angehörigen eine Trauerzeremonie wollen, mit Leichenwäsche und Make-up, hat man große Schwierigkeiten. Deshalb muß man für diesen Beruf eine besonders gesunde Physiologie und Psyche haben, ähnlich wie ein Mediziner, der das Messer führt – wie willst du denn, ohne deinen Körper genau zu kennen, die Grimasse eines qualvoll zu Tode Gekommenen in einen normalen Gesichtsausdruck zurückverwandeln, ihn sogar lächeln lassen?
Das braucht ganz schön Courage.
Das hat
mit Courage nichts zu tun, ist alles eine Frage der Praxis; wenn es
nichts wird, muß man alles von vorne machen, Übung macht den Meister!
Viele Schriftsteller haben Geschichten über das Verweilen in
Leichenhäusern geschrieben, aber ich habe hier schon so viele Jahre
zugebracht, ich kenne alle Geschichten, Monster und bösen Geister!
Während der Kulturrevolution wollten sie mir mal einen Schreck
einjagen, sie entwendeten nachts eine Leiche aus der vollen Halle und
stellten sie vor meinem Arbeitszimmer auf. Als ich mitten in der Nacht
aufs Klo gehen wollte, machten sie Geräusche von Summen und
Flügelschlagen nach, und ich traf mit dem Mund voll auf einen anderen
Mund … Da habe ich mich schon erschrocken, aber zum Glück bin ich
ja so etwas gewohnt und lasse mir nichts vormachen. Ich habe die Leiche
gepackt und ihr rechts und links eine gewischt und sie dann geschultert
und wieder weggeschlossen. Ansonsten war es mir egal, bis auf den
Formalingeschmack im ganzen Mund, wegen dem ich mir wie wild den Mund
ausspülen und die Zähne putzen mußte. .- Zhang Daoling, nach
Lettre
,
14. März 2008
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