eichenverbrennung   Nach drei Jahren voller Naturkatastrophen starben in unserem Landkreis Zehntausende an Hunger. Von Beerdigen konnte keine Rede sein, auch mit den Särgen kam man nicht nach, man konnte sie gerade in eine Strohmatte wickeln und zu uns schicken. In der zweiten Hälfte der Sechziger hatten wir alle Hände voll zu tun, es wurden Nachtschichten eingeführt. Das war nicht so wie heute, wo auf Knopfdruck das Förderband angeht, man den Schalter umlegt und nach dem Verbrennen hinten die Asche rauskommt. Damals war Leichenverbrennung Knochenarbeit, man mußte sie selbst reinheben, manchmal mit dem elektrischen Messer zerteilen, die Flammen züngelten einem entgegen, und das Gesicht wurde schwarz vor Ruß. Obendrein heulten und klagten draußen die Angehörigen, und man kam sich selber wie der Henker vor.

Sind Sie nicht ein Kosmetiker? Warum mußten Sie denn als Feuerbestatter arbeiten?

Das waren alles arme Teufel, die an Hunger starben, von wegen Kosmetik! Anfangs steckte ich ihnen noch die heraushängende Zunge wieder in den Mund und polsterte ihnen die Wangen mit Baumwolle auf; später konnte man auf so was nicht mehr achten, man mußte einfach so tun, als hebe man ein Bündel Feuerholz nach dem anderen rein, und fertig. .- Zhang Daoling, nach Lettre, 14. März 2008

Leichenverbrennung (2)

Leichenverbrennung (3)

Leichenverbrennung (4, karibisch-indische)  An der Brücke über den Oropouche. Autos, Menschen in weissen Kleidern, violetten Kleidern. Schwarze Regenschirme gegen die Sonne. Ein Beerdigungsauto fährt vor - barocke General Motors. Die Leiche eines greisen Inders auf einer Bahre. Er hat einen weissen Feiertagsanzug an, den Kopf weiss umbun-den, weisse Strümpfe, keine Schuhe.

Die Trauernden laufen zur Flussmündung, zum Meeresufer hinunter.

Dort ein Holzstoss. Holzreste aus Sägereien.

Die Trauernden schieben die Bahre mit dem Toten auf den Holzstoss.

Ein Priester versengelt in einem Bronzeteller öl und Aromata. Die Gemeinde streut Blumen über den Toten und etwas Braunes, Körniges. Butter? Zucker? Männer legen Holzlatten auf den Toten.

Die jungen Männer rollen alte Autoreifen jauchzend den Abhang hinunter und stapeln sie auf den Toten. Sie giessen Benzin darüber.

Zwei Priester lesen Gebete aus einem Buch voller handgeschriebener indischer Buchstaben.

Der hübsche, üppige Enkel des Toten muss mit einer Holzlatte, an der ein Wattebausch brennt, dreimal um den Turm aus Gummi, Holz, Blumen, Benzin, Zucker, Butter und einem Toten laufen. Der Enkel fängt an zu weinen. Es ist wie ein Frühjahrsschauer. Der Enkel steckt den Holzstoss an.

Ein paar Minuten später lacht der Enkel wieder und beobachtet, wie die Autoreifen prasseln.

Als wir nach Stunden im Dunkeln wieder vorbeifahren, glüht da noch immer etwas. Niemand wacht mehr darüber.   - (xan)

 

Bestattungsgewohnheiten

 

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