eichenraub Mr. Edward Stapleton war allem Augenschein nach gestorben, und zwar an Typhus-Fieber, welches derart anomale Symptome im Gefolge hatte, daß die Neugier seiner medizinischen Betreuer wachgeworden war. Bei seinem vermeintlichen Hinscheiden wurden seine Freunde gebeten, in eine Obduktion seines Leichnams zu willigen, doch lehnten sie's ab, ihre Erlaubnis zu geben. Und wie es im Falle solcher Weigerungen oft geschieht, beschließen die praktischen Männer denn, den Körper privatim wieder auszugraben und in aller Muße auseinanderzunehmen. Leicht wurden Vereinbarungen mit einer der zahllosen Vereinigungen von Leichenräubern getroffen, von welchen London wimmelt; und in der dritten Nacht nach dem Begräbnis ward der vermeintliche Leichnam aus einem acht Fuß tiefen Grabe gehoben und in den Operationsraum eines Privathospitales gebracht.
Man hatte tatsächlich bereits einen nicht unbeträchtlichen Schnitt in den
Unterleib vorgenommen, als die frische und ganz unverweste Erscheinung der Leiche
eine Anwendung der Batterie nahelegte. Ein Experiment folgte dem andern, und
die gewöhnlichen Wirkungen stellten sich ein, ohne nur irgend Außerordentliches
zu bringen - nur daß, bei ein oder zwei Gelegenheiten, die konvulsivischen Zuckungen
einen mehr denn üblichen Grad von Lebensähnlichkeit zeigten. Es wurde spät.
Schon dämmerte der Tag; und so hielt man es denn schließlich für ratsam, nun
alsogleich zur Sektion zu schreiten. Ein Student jedoch war besonders darauf
erpicht, eine eigene Theorie zu erproben, und bestand darauf, die Batterie noch
an einen der Brustmuskeln anzuschließen. Man machte einen derb klaffenden Schnitt
und brachte in aller Eile einen Draht in Kontakt, - da erhob sich der Patient
auf einmal in einer jähen, doch ganz und gar nicht zuckungsähnlichen Bewegung
vom Tische, trat in die Mitte des Raums, starrte ein paar Sekunden lang ängstlich
in die Runde und - sprach! -
Edgar Allan Poe, Das vorzeitige Begräbnis, in (
poe
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