ribbeln Ich
frage mich plötzlich, warum ich das erzählen soll, aber wenn einer begönne sich
zu fragen, warum er all das tut, was er tut, wenn einer sich nur fragte, warum
er eine Einladung zum Abendessen annimmt (jetzt fliegt eine Taube vorbei und,
wie mir scheint, ein Sperling) und warum, wenn uns jemand eine gute Geschichte
erzählt hat, es einem gleich im Magen zu kribbeln beginnt und man keine Ruhe
hat, bis man in das Büro nebenan gegangen ist und die Geschichte seinerseits
erzählt hat; erst dann fühlt man sich wohl, ist man zufrieden und kann sich
wieder an die Arbeit machen. Soviel ich weiß, hat noch niemand eine Erklärung
dafür gefunden, so daß es das beste ist, sich nicht zu genieren und zu erzählen,
denn es geniert sich ja auch keiner zu atmen oder sich die Schuhe anzuziehen;
das sind Dinge, die man eben tut, und wenn etwas Seltsames passiert, wenn man
im Schuh eine Spinne findet
oder wenn man beim Atmen so ein Gefühl wie von zerbrochenem Glas hat, dann muß
man das erzählen, den Burschen im Büro oder dem Arzt. Ach, Herr Doktor, jedesmal,
wenn ich atme ... Immer erzählen, sich von diesem lästigen Kribbeln im Magen
befreien. -
Julio Cortázar, Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am
Main 1998
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