Kriebelmücke     

Wenn die bei uns heimisch gewordenen Arten dieses Lästlings auch nicht im Verdacht stehen, wie die Tigermücke Krankheiten zu übertragen, so haben sie doch schon Rinder getötet und gefährden zuweilen den Menschen auf eine Weise, die ärztliches Eingreifen notwendig macht. Und bis heute ist noch kein Mittel in Sicht, mit dem die Kriebelmücke wirksam bekämpft werden könnte.

Das schwärzliche, nur zwei bis sechs Millimeter große, im Profil merkwürdig bucklig wirkende Insekt muß wie andere Stechmücken Blut saugen, sonst entwickeln sich bei den Weibchen keine Eier. Die Kriebelmücken, früher Simulien, heute Meiusini-den genannt, fliegen dazu nicht nur Weidetiere an, sondern auch den Menschen. Ihre Eier - mehrere Hundert pro Weibchen - legen die Mücken in fließendem Wasser ab. Der Stich schmerzt, der Speichel mancher Arten ist giftig. Mit ihm gelangt zugleich eine Substanz in den Körper, die das Blut am Gerinnen hindert.

Berüchtigt für ihre Stechlust und als Geißel der Viehherden in den Donau-Niederungen des Balkans ist eine Verwandte der in der Bundesrepublik vorkommenden Arten, die Kolumbatscher Kriebelmücke Melustna columbaczensis, Im Jahre 1923 erlagen ihren giftigen Stichen in Rumänien nicht weniger als 17474 Pferde, Rinder, Esel, Büffel, Schafe, Ziegen und Schweine. Elf Jahre später suchten die Blutsauger Jugoslawien heim, wo 11900 Tiere verendeten. Menschen kamen damals angeblich nicht ums Leben, doch berichteten die Behörden von tagelangen Erkrankungen und Arbeitsausfällen der im Freien tätigen Personen. Von den in Afrika und Amerika anzutreffenden Arten der Kriebelmücke wird ähnliches behauptet. Hier übertragen die Insekten zudem die Erreger der Flußblindheit (Onchocerose).

Da die Stechlust der Kriebelmücken nicht überall gleich und von Art zu Art verschieden ist, läßt sich vielerorts zwar mit ihnen leben, doch gibt es auch unerwartete Zwischenfälle. Dann scheint latente Bösartigkeit bei den Plagegeistern aufzuflackern, wie etwa bei einem Massenauftreten in den Niederungen des Eifelflüßchens Rur nahe Jülich, Düren und Linnich im Frühjahr 1979.

In großen Schwärmen fielen damals Kriebelmücken einer der drei bei uns heimischen Arten, der Melusina ornata, über die Weidetiere her und töteten durch ihre Stiche mehr a!s zwanzig Rinder. Veterinärrnediziner diagnostizierten Kreislauf versagen und Lähmung der Atemzentren. Arglose Spaziergänger in den Rurniederungen wurden derart zugerichtet, daß sie den Notarzt aufsuchen mußten, der mit Alkoholumschlägen und antiallergischen Medikamenten half. - Theo Löbsack. Das unheimliche Heer. Insekten erobern die Erde. München 1991

Mücke

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