ippe machen   Dawn führte den Eyeliner an die ernsten Augen, die ihr aus dem Badezimmerspiegel entgegenstarrten. Sie zog den Lidstrich nach, hielt aber mittendrin inne und legte den Stift auf dem Waschbeckenrand ab, betrachtete sich weiter im Spiegel.

Die Jungs hatten also ein Jungs-Ding laufen und fingen an, sich gegen sie zu verbünden. Sie taten, als wären sie immer noch im Knast, mit ihrem Kumpelsystem und ihrem Überlegenheitsgefühl: Jungs sind größer als Mädchen, und deshalb sind Jungs der Boss, und der Boss hat immer recht. Sie hatte von Anfang an befürchtet, dass die beiden die Kumpelkiste fahren würden, hatte aber die Hoffnung gehabt, Foley würde da drüberstehen. Aber das Jungs-Ding war jedem Mann von Geburt an eingepflanzt. Glitschig wird er aus der Mutter gezogen, die Schwester nimmt ihn hoch und verkündet: Es ist ein Junge!, hofft dabei aber inständig, dass er kein so hochnäsiges und arrogantes Arschloch wird wie die meisten dieser scheiß Ärzte. Cundo ließ eine Bemerkung fallen und sah Foley Beifall heischend an. Dich sieht er nie so an. Das Gesicht im Spiegel sagte: »Der blöde Wichser.«  

Foley hatte anscheinend nicht mehr die Absicht, Cundo um sein Geld zu erleichtern, Lieber hing er mit ihm ab, seinem besten Kumpel. Die Dawn im Spiegel sagte: »Wie viel Zeit willst du dem Cat Prince eigentlich noch widmen, Herrgott noch mal! Du hast acht Jahre gewartet. Und worauf? Auf das hier?«

Ab jetzt war sie also auf sich allein gestellt.

Die Frau im Spiegel wirkte bei dieser Aussicht recht zuversichtlich. Sie sagte: »Warum nicht?«

Die beiden Knastbrüder waren sowieso nicht diejenigen mit dem Geld.

Den Schlüssel zur Schatzkammer hatte Little Jimmy: Er war der Inhaber von Cundos Konten und der Eigentümer von Cundos Häusern. Aber ihm fehlten die Eier für das Jungs-Ding. Und er war in sie verliebt. War immer ganz scharf drauf, ihr im Bett ein paar Tricks zu zeigen. Oder auf dem Sofa. Oder auf dem Fernseher.  - Elmore Leonard, Road dogs. Frankfurt am Main 2012