Jungs   Mrs. Martin, die Nachbarin,  hatte keinen sichtbaren Gatten; die Entscheidung, ob er vielleicht tot war, blieb einem selbst überlassen. Sie hatte einen Bewunderer, Joe, der sie fast jeden Abend besuchte. Oft brachte er ein paar Freunde mit - »die Jungs«. Die Jungs waren füllige Männer mit roten Gesichtern und viel Humor, vielleicht fünfundvierzig, vielleicht fünfzig. Mrs. Morse war froh, zu ihren Parties eingeladen zu werden - Herbie war jetzt abends kaum noch zu Hause. Kam er doch mal, ging sie eben nicht zu Mrs. Martin. Ein Abend mit Herbie bedeutete unweigerlich Streit, trotzdem blieb sie bei ihm. Noch immer hatte sie die schwache, unausgesprochene Vorstellung, daß sich vielleicht gerade an diesem Abend alles zum Guten wenden könnte.

Die Jungs hatten immer eine Menge Schnaps dabei, wenn sie Mrs. Martin besuchen kamen. Und wenn sie mit ihnen trank, wurde Mrs. Morse lebhaft und gutmütig und kühn. Sie war bald sehr beliebt. Wenn sie genug getrunken hatte, um ihre jüngste Schlacht mit Herbie im Nebel versinken zu lassen, nahm sie angeregt wahr, wie sehr man sie schätzte. Sie und Maulen? Sie und Spielverderber? Nun, es gab einige Leute, die sahen das anders.  - Dorothy Parker, New Yorker Geschichten. Zürich 2003

 

Junge

 

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