atzenluke Ich hörte von einer schönen und ehrbaren Dame, die einen der tapfersten, tüchtigsten und vollendetsten Edelleute von Frankreich auserwählt hatte, um ihm mit ihrem hübschen Leibe Genuß und Freude zu machen. Sie wollte sich darin niemals auf eine ihrer Frauen verlassen, und zu dem in einer dritten Wohnung verabredeten Zusammentreffen wurde ausgemacht und bestimmt, daß nur ein Bett im Zimmer sein solle und daß die Frauen im Vorzimmer schlafen sollten. Wie befohlen, so geschah‘s. Nun befand sich eine Katzenluke im Zimmer, die sie gar nicht gesehen hatten, und die stellten sie dann mit einer kleinen Haue zu, daß ein Geräusch entstand, wenn man dagegenstieß, und wenn sie es hörten, schwiegen sie und sahen sich vor. Eine ihrer Frauen, die ahnte, es stecke etwas dahinter, und die erzürnt und verdrossen darüber war, daß ihre Herrin ihr mißtraue, während sie sich doch schon oft als eine ihrer Vertrautesten erwiesen hatte, kam auf den Einfall, nachdem ihre Herrin schlafen gegangen war, aufzupassen und an der Türe zu horchen. Sie hörte sie wohl ganz leise wispern, aber sie merkte, daß es nicht die Lektüre war, die sie ein paar Tage vorher in ihrem Bett bei der Kerze gewöhnlich gepflogen hatte, um ihr Tun besser zu bemänteln. Dieser ihrer Begierde, alles auszukundschaften, kam eine sehr gute und günstige Gelegenheit zustatten; denn zufällig kam eine junge Katze in die Kammer, und die fing sie mit ihren Freundinnen und schob und stieß sie durch die Luke in die Kammer ihrer Herrin, nicht ohne daß der Verschluß sehr geräuschvoll umfiel.

Das schreckte nun das Liebespaar plötzlich hoch, sie sprangen im Bett auf und sahen beim Schein ihrer Kerze, daß es eine Katze war, die hereingekommen war und die Klappe umgeworfen hatte. Daher legten sie sich, ohne sich sonst zu beunruhigen, wieder hin, sie sahen, daß es spät war und um eine Zeit, in der ein jeder schlafen mußte. Die Katzenluke schlossen sie indessen nicht wieder, sondern ließen sie offen, damit die Katze, die sie nicht die ganze Nacht eingeschlossen drinlassen wollten, wieder zurückkönnte. Dadurch hatte die Kammerfrau mit ihren Gefährtinnen die schönste Gelegenheit, von ihrer Herrin allerhand zu sehen, was sie später dem Gemahl enthüllten; für den Liebhaber hatte es den Tod, für die Dame einen Skandal zur Folge. - (brant)

Katzenloch
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