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asteiung     »Em rotgekleideter Mönch war in die Stadt gekommen und hatte einen Monat lang gefastet. Als er diese Kasteiung beendete, lud ihn dein königlicher Bruder in seinen Palast, damit er hier sein erstes Mahl genießen sollte. Auf Befehl meines Gemahls fächelte ich dem Mönch Kühlung zu, während er speiste. Von meiner Schönheit berückt, drang er m der nächsten Nacht unter Verwendung einer Eidechse* in mein Haus ein. Denn:

Haben denn die Frauen des Himmels nicht auch Lotusaugen, daß der König der dreißig Götter Ahaljā, der Frau des Asketen, huldigte? Wenn das Herz, diese Strohhütte, im Feuer der Liebe flammt, wer weiß dann - und wäre er noch so weise-, was sich ziemt und was sich nicht ziemt?

Der Gott, welcher das Krokodil im Banner führt**, bedarf nur eines Augenblicks, um den in allen Künsten Gewandten zu überwinden, des Reinen zu spotten, den Weisen mit Schmach zu bedecken und den Standhaften zu erniedrigen.

Er bat mich um meine Liebe; ich wehrte ihm, doch er ließ nicht davon ab, mich zu bedrängen, als der König zur Tür hereintrat. Der sah, was vor sich ging, und in seinem Zorne ließ er den Mönch hinrichten wie einen Dieb***. Mit der Absicht, sich blutig zu rächen, starb der Asket und ward zum Rakschasa. Als solcher kehrte er zurück, erinnerte den König an die frühere Feindschaft und tötete ihn.«

* Genauer: »In der Nacht kam er mit einer Eidechse in der Hand, und nachdem er sie auf das Haus geworfen, so eine Vorrichtung hergestellt hatte und hinaufgestiegen war, da, siehe, drang er wie ein Dieb in mein Gemach.«
** Der Liebesgott Kama
*** D. h. durch Pfählen

- Indische Märchen. Hg. und übersetzt von Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs Märchen der Weltliteratur)

Askese


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