iraffenaugen
Der Fabrikant wirft zwei schwarze Perlen
in die Luft. Es sind polierte Giraffenaugen, aus denen er die Zukunft liest.
Wandeln sie sich von Brombeerschwarz in das Himbeerrot von Kaninchenpupillen,
wird der Bericht der Kommission günstig ausfallen. Färben sie sich opak, wie
der lidumschlossene Blick der Esel, nützt auch mein Opfergang auf der Felsenbrücke
nichts. Eine Eistorte aus der Werkskantine wird zur Begutachtung in das Zimmer
geschoben. Die Kugeln springen dem Fabrikanten aus der Hand und rollen wie farbige
Murmeln auf den Boden, wo sie sich als Sonne und Mond vor meinen Füßen umkreisen.
Im ständigen Wechselspiel von Anziehung und Abstoßung begatten sie sich schließlich,
um die Erde zu zeugen. Im letzten Moment schüttet der Fabrikant einen Putzeimer
mit eiskaltem Wasser über ihnen aus. Er lacht, steckt seine rechte Hand tief
in die Eisbombe, zieht sie vanilleeisbeschmiert und mit einem großen Kirschherz
in der Faust wieder heraus und leckt sie ab. Die schwarzen Perlen wandern zurück
in das Samtetui, das er um seinen Hals trägt. Der Himmel hat zwei Löcher, durch
die die Giraffe, ohne zu zwinkern, auf die Erde schaut.
- (raf)
|
||
|
|
|