epflücktwerden
Der Mann ist ganz verwildert. In tiefem Schlauch führt es in die Frau,
in ein Gemantsche von Säften, warum? Jetzt ist sie in Tirol, wie man leider
zugeben muß. Das Körperinnere der Frau ist bereit. An der Aufnahme scheitert
mancher, wenn auch knapp. Dünn fistelt derzeit die Sterbestimme der Schwester
durchs Haus. Die Abbildung im Aufklärungsbuch beweist: an Heimischem, Heimeligem
ist die Frau der Pflanze weit
überlegen. Andrerseits ist sie dem Waldwuchs wieder ähnlich.
Das heißt, sie weiß nicht wohin. Wir geben Ihnen eine Anleitung für eine Versündigung.
Die Kirche wendet sich schwankend ab. Die Benützung dieser Frau über den Schlauchweg,
den Sie hier schematisch verkürzt sehen, wird dem Mann von diesem Buch anheimgestellt.
Er kann sich auch zurückziehen, wenn er will. Der reich prachtbebilderte Versandband
in einer Kassette. Gibt Anleitung in galligen Tropfen, widerwillig befolgt man
sie. Ob Frau, ob Wiesenknöterich, beide gedeihen sie nach einem einzigen Prinzip,
sind zum Abpflücken da, diese Blumen! Dieses Prinzip geben sie nicht ohne Mühe
an die Folgegenerationen weiter. Der Vater liest ein Buch, jammernd schlägt
seine Frau derweil die Stirn auf die Stufe der Entwicklung, die sie nicht hochsteigen
kann.
- Elfriede Jelinek, Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr. Reinbek
bei Hamburg 1993
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