Frau, schlafende  Ich frage mich, was du in diesem Bett zu suchen hast, das du doch für das andere, weitere und flüchtigere Bett aufzugeben entschlossen warst. Jetzt stellt sich heraus, daß du schläfst, dann und wann ein Bein bewegst, das die Zeichnung des Lakens jedesmal verändert, du scheinst über irgend etwas verärgert, nicht allzusehr verärgert, es ist wie eine bittere Mattigkeit, deine Lippen verziehen sich leicht zu einer Grimasse der Verachtung, entlassen die Luft stoßweise, ziehen sie in kurzen Schlucken ein, und wäre ich nicht so erbost über deine leeren Drohungen, würde ich wahrscheinlich zugeben, daß du schön wie immer bist, als ob der Schlaf dich wieder ein wenig meiner Seite zugekehrt hätte, wo das Begehren möglich ist und sogar Wiederaussöhnung oder neue Frist, etwas weniger Trübes als dieser heraufziehende Morgen, in dem die ersten Karren zu rollen beginnen und die Hähne ihre greuliche Fron abscheulich an den Tag legen.  - Julio Cortázar, Die Nacht auf dem Rücken. Die Erzählungen Bd. 1. Frankfurt am Main 1998
 
 

Frau Schlafen

 

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