rau, nackte Zwischen einem Opernglas und einer Pickelhaube von 1870 lag ein Plüschbär. Ein sehr trauriger Anblick.
Der Tiger auf dem Kaminsims brüllte eine Möwe an, die bewegungslos auf einer erstarrten Welle ritt. Neben diesen Kunstgegenständen zerhackte eine Standuhr melancholisch die Zeit.
Auf dem Holzfußboden schwankte ein Stapel Bücher mit abgegriffenen Einbänden. Daneben lagen ein paar triste, mit schwarzem Tuch bezogene Kontobücher. Neben dem kalten Kamin stand ein Tresor.
Mitten in dieser staubigen Rumpelkammer, die das Elend anderer Leute gefüllt hatte, thronte der Hausherr, Onkel Samuel. Er sah mir starr in die Augen. Die Oberlippe hatte sich in einer spöttischen Grimasse leicht hochgeschoben und ließ seine Hasenzähne sehen.
Mit bürgerlichem Namen hieß er Jules Cabirol, ließ sich aber gerne Samuel nennen. Als Pfandleiher, der sich in der Nähe des Städtischen Pfandhauses niedergelassen hatte, meinte er, eine jüdische Note könne in seinem Beruf nicht schaden.
Als ich ihn so vor mir sah, fragte ich mich, wieviel er wohl für die kleine
nackte Frau aus massivem Gold rausrücken würde, die auf seiner Brust zu tanzen
schien. Uninteressant. Völlig uninteressant. Die kleine nackte Frau war der
Griff eines Brieföffners. Die Klinge steckte in dem harten Herzen des alten
Halsabschneiders. Viele arme Teufel waren zu ihm gekommen, um ihre Erinnerungen
in ein Stück Brot verwandeln zu lassen. An diesem regnerischen Aprilnachmittag
war die Lage von Onkel Samuel aber genauso hoffnungslos wie die seiner Kunden.
- Léo Malet, Marais-Fieber. Reinbek bei Hamburg 1989 (zuerst
1982)
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